In der Politsendung Question Time des britischen Medienunternehmen BBC wird fleissig diskutiert und reformuliert. | Foto: BBC

Erste Rednerin: «Man kann annehmen, dass ein Minister Optimismus und guten Willen zeigt.» Zweiter Redner: «Also Unerfahrenheit!» Laut Forschenden aus der Schweiz und Polen gehören solche Reformulierungen zu den beliebtesten und wirksamsten Instrumenten in argumentativen Unterhaltungen. Sie werden oft eingesetzt, um einen Standpunkt zu untermauern. Sie sind das zweithäufigste Mittel neben der sogenannten Inferenz, das heisst dem Vorbringen eines Arguments wie etwa: «Man sollte für diese Kandidatin stimmen, weil sie die kompetenteste ist.»

Auch in Sachen Überzeugungskraft geht die Silbermedaille an die Reformulierung. Zu diesem Schluss kommen Vorstudien von Steve Oswald von der Universität Freiburg und Marcin Koszowy von der Technischen Universität Warschau. Oswald führte dazu eine experimentelle Analyse durch, bei der den Teilnehmenden Satzpaare mit und ohne Reformulierungen vorgelegt wurden, Koszowy dagegen eine Analyse von umfangreichen Datensätzen, etwa Diskursen im Zusammenhang mit der US-Präsidentschaftswahl 2016.

«Der Einsatz von Reformulierungen verleiht der Sprecherin die Aura einer Expertin». Steve Oswald

Die Forscher machten weitere Beobachtungen. Laut Oswald scheint es, dass Personen, die mit einer Reformulierung konfrontiert werden, diese zwar als Paraphrase behandeln (diese ist inhaltlich gleich wie der Satz, auf den sie Bezug nimmt, Anm. d. Red.), sich aber dennoch überzeugen lassen: «Was dieses Werkzeug beim Argumentieren äusserst interessant macht.» Zudem habe sich gezeigt, dass der Einsatz von Reformulierungen dem Bild, das sich das Publikum von der Sprecherin macht, keineswegs abträglich sei, sondern ihr «die Aura einer Expertin verleihe».

Die Forscher wollen nun kartieren, welche Arten und Funktionen der Reformulierung in der natürlichen Sprache vorkommen, und ihre rhetorischen und überzeugenden Effekte analysieren. Ziel ist ein Modell der pragmatischen und argumentativen Aspekte der Reformulierung, das potenziell auch auf andere sprachliche Verfahren wie Metaphern angewendet werden könnte.

R. Younis, D. de Oliveira Fernandes, P. Gygax, M. Koszowy, S. Oswald: Rephrasing is not arguing, but it is still persuasive: An experimental approach to perlocutionary effects of rephrase. Journal of Pragmatics (2023).