Ein Altstadthaus wird für einen Erdbebentest im Massstab 1:2 nachgebaut. | Foto: I. Tomic/EPFL

Die verschachtelten Steinhäuser europäischer Altstädte wurden über Jahrhunderte hinweg gebaut, sind historisch wertvoll, aber besonders erdbebengefährdet. Verantwortlich sind Wechselwirkungen zwischen den Gebäuden. Zu diesem Schluss kam ein Forschungsteam der EPFL, das die Auswirkungen seismischer Erschütterungen simulierte.

«Es ist wichtig zu verstehen, wie die Gebäude bei einem Erdbeben reagieren, damit sie verstärkt werden können, ohne die historische Bausubstanz zu gefährden», erklärt Igor Tomic. Sein Team hat ein Modell zweier aneinandergrenzender Häuser in halber Grösse nachgebaut; mit einer Höhe von mehr als zwei respektive drei Metern und einem Gesamtgewicht von 40 Tonnen. Das Mauerwerk wurde dabei mit wenig verzahnten und nur mit einer Mörtelschicht verbundenen Steinen errichtet. So wie bei vielen alten Häusern üblich.

«Künftig sollten Ingenieure die Wechselwirkungen zwischen aneinandergrenzenden historischen Gebäuden berücksichtigen, bevor sie diese verstärken.»Igor Tomic

Die Forschenden simulierten auf einem Rütteltisch das Erdbeben von 1979 in Montenegro, mit seitlichen und nach vorne und hinten gerichteten Stössen. Sie stellten danach Risse und Ablösungen an der Schnittstelle der Gebäude fest. Das grössere Haus war vom kleineren stark in Mitleidenschaft gezogen. Die Forschenden hatten es aber gegen grössere Erschütterungen schützen können, indem sie einfache Verbindungen zwischen Boden und Wänden angebracht hatten. «Künftig sollten Ingenieure die Wechselwirkungen zwischen aneinandergrenzenden historischen Gebäuden berücksichtigen, bevor sie diese verstärken», rät Tomic.

I. Tomić et al.: Shake table testing of a half-scale stone masonry building aggregate. Bulletin of Earthquake Engineering (2023)