Das neue Coronavirus sorgte für vielfältige Restriktionen, aber nicht bei der Forschungsförderung. Bild: iStock/1001slide

Die Coronakrise erschüttert die Forschungsförderung: In Rekordzeit wurden Ausschreibungen lanciert und Projekte ausgewählt. Der Schweizerische Nationalfonds erhielt im März 2020 innert drei Wochen auf seine 10-Millionen-Franken-Ausschreibung 284 Fördergesuche. Die Auswahl erfolgte eineinhalb Monate später. Die britische UK Research and Innovation startete eine rollende Ausschreibung ohne Deadline, mit Entscheid innert 10 Tagen. Die französische Agence Nationale de la Recherche bewilligte in drei Tagen 44 von 270 Projekten und bestätigte die Finanzierung zwei Wochen später. Hochschulen sprachen Förderbeiträge. Die Stiftung Wellcome Trust rief die Wirtschaft auf, ihre 8-Milliarden-Dollar- Initiative «Covid Zero» zu finanzieren.

Doch Forschende erklärten, dass sie rund um die Uhr an Covid-19 arbeiten und keine Zeit hätten, Gesuche einzureichen oder monatelang auf Geld zu warten. Wie häufig mischten Tech-Milliardäre alles neu auf: Bei der mit 11 Millionen Dollar dotierten «Fastgrants»-Initiative ist das Gesuchsformular in einer halben Stunde ausgefüllt, der Entscheid folgt in 48 Stunden. Gewisse Forschende dagegen forderten Geld für Projekte, die bereits vor und während der Pandemie liefen.

Dass aus dem Vollen geschöpft wird, birgt Gefahren, sagt Adriano Aguzzi, Prionenforscher an der Universität Zürich, auf Twitter. Wie bei der Rinderwahn-Krise, als «die Politik (gegen meinen Rat) jede Geldquelle in Richtung Prionenforschung geleitet hat». Später schreibt er im gleichen Thread: «Grosse Überraschung: Dies führte nicht innert Rekordzeit zu neuen Therapien (es gibt immer noch keine). Stattdessen sank die Qualitätsschwelle für Finanzierungen drastisch.» Und er schreibt am Schluss: «Ein Jahrzehnt später beklagten sich die Politiker, dass ‹die Forschenden viel Geld bekamen und nichts Gutes damit machten›. Heute habe ich so eine Ahnung, dass sich die Geschichte wiederholen wird.»