Bild: Conradin Frei, ZHAW

Was ist Ihr wichtigstes Ziel als Präsident der AILA?

Die Ausrichtung auf eine linguistische Forschung, von der die gesamte Gesellschaft wirklich profitiert.

Zum Beispiel?

Unsere Welt ist mehrsprachig und multikulturell. Massenmigration und Globalisierung stellen grosse Herausforderungen an die Integration, bieten aber auch grosse Chancen, die Diversität zu fördern. Stellen werden immer öfter international besetzt. Einfach internationales Englisch zu verwenden, reicht aber nicht. Wer effizient kommunizieren will, muss mehr als die Wörter an sich verstehen, nämlich was die Leute damit meinen. Das ist interkulturelle Kommunikation.

Wie wollen Sie die Kluft zwischen Forschung und Gesellschaft schliessen?

Wir möchten bei Forschungsprojekten systematisch mit Leuten aus der Praxis zusammenarbeiten – von Beginn weg, nicht erst, wenn die Ergebnisse kommuniziert werden. Zum Beispiel werden wir gemeinsam mit der UNESCO Sprachprogramme entwickeln, die kulturelle Aspekte einschliessen.

Befasst sich die AILA hauptsächlich mit Mehrsprachigkeit?

Angewandte Sprachwissenschaft hat ein breites Verständnis von Sprache. Selbst in einem scheinbar einsprachigen Unternehmen sprechen etwa Management und Forschungsabteilung unterschiedliche Sprachen. Ohne Vermittlung zwischen den Kommunikationskulturen sind Missverständnisse programmiert.

Als Schweizer sind Sie sich eine mehrsprachige Umgebung gewohnt. Können Schweizer einsprachige Kulturen überhaupt verstehen?

Wie viele Schweizer bin ich mit verschiedenen Kulturen aufgewachsen. Ich denke, das ist ein Vorteil, weil wir uns in verschiedenen Kontexten zurechtfinden. Kommunikation ist überall auf der Welt interkulturell und mehrsprachig. Überall finden Sie Kulturen, die einander missverstehen, zum Beispiel weil sie Unterschiedliches meinen, wenn sie die gleichen Wörter brauchen. Als Forschende entwickeln wir Werkzeuge, um dies zu ändern.