Eingriff nötig? Das digitale Modell der Halsschlagader hilft, das zu entscheiden. | Bild: L. Dubs et al. (2023)

Wenn die innere Halsschlagader verengt ist, stehen Mediziner oft vor einer schwierigen Entscheidung. Ob sie das Blutgefäss weiten sollen und vielleicht einen Stent einlegen, damit genügend Blut im Gehirn ankommt? Die Intervention birgt Risiken. So kann sich dabei ein Blutpfropf lösen und die Blutbahn blockieren. Eine neue Methode könnte helfen, besser abzuschätzen, ob ein Eingriff notwendig ist.

Oft stellen Ärztinnen die Verengung nämlich zufällig fest, ohne dass die Menschen an Symptomen leiden. «Der Grad der Verengung des Blutgefässes kann nicht als Mass für den Grad einer möglichen Blutflussstörung verwendet werden», sagt Vartan Kurtcuoglu von der Universität Zürich. In einer Pilotstudie mit dem Universitätsspital Zürich hat sein Team daher eine Simulation des Blutflusses im Computer erprobt.

Der digitale Zwilling simulierte, wie sich der Druck vor und nach der verengten Stelle der inneren Halsschlagader unterscheidet.

Dafür nahmen sie die Daten von 37 Betroffenen, deren Halsschlagadern genau untersucht worden waren; dies mithilfe eines Doppler- Ultraschalls, der die Geschwindigkeit des Blutflusses misst, und der Anatomie, gewonnen mit Computertomografie. Der digitale Zwilling simulierte, wie sich der Druck vor und nach der verengten Stelle der inneren Halsschlagader unterscheidet, um eine Störung aufzuspüren.

Im Vergleich zu weiteren Ultraschalldaten zeigten sich die Ergebnisse als verlässlich. «Doch wird es noch dauern, bis sich aus diesen Simulationen Empfehlungen für oder gegen einen Eingriff ableiten lassen», so Kurtcuoglu.

L. Dubs et al.: Assessment of extracranial carotid artery disease using digital twins – a pilot study. NeuroImage: Clinical (2023)