Dreharbeiten zum Science-Fiction-Film Electric Child: Die wissenschaftliche Assistentin Jay übt den Umgang mit ihrem Avatar in einer virtuellen Welt. Würde das real so aussehen? | Foto: Michel Gilgen

Der Astronaut wird von einem Sandsturm erfasst und von seinem Team auf dem Mars zurückgelassen. Die Szene aus dem Blockbuster «Der Marsianer» aus dem Jahr 2015 wäre in Realität unmöglich, denn die Atmosphäre des Planeten ist für so einen Sturm zu dünn. In der BBC-Fernsehserie «The Last Kingdom» aus dem gleichen Jahr kämpfen Angelsachsen fälschlicherweise mit rechteckigen statt mit runden Schildern gegen Wikinger. Jede, die etwas vom entsprechenden Thema versteht, wird in den Spielfilmen diese Fehler erkennen.

Wobei Fehler hier eigentlich das falsche Wort ist: Das einzige Vergehen, das man einem Filmteam wirklich anlasten könnte, wäre, wenn es einen langweiligen Film produzieren würde. Wenn es einen Sandsturm braucht, damit die Geschichte überhaupt ins Rollen kommt, dann liegt das Drehbuch richtig. Wenn im frühmittelalterlichen Schlachtengetümmel die Formen der Schilde dem Publikum zur Orientierung dienen, dann haben die Filmemacherinnen nach allen Regeln der Kunst gearbeitet.

«Um Wissenschaft als Geschichte erzählen zu können, braucht es stets Kompromisse zwischen Korrektheit und Unterhaltung.»

Wissenschaft und Film befinden sich an den zwei gegenüberliegenden Enden des Spektrums: Auf wissenschaftlicher Seite soll alles so korrekt und detailliert wie nur möglich dargestellt werden. Das ist aber nur für wenige Menschen verständlich. In Filmen dagegen sind Unterhaltungsqualität und emotionale Wirkung die Maximen, wobei die Handlung zwar oft auf wahren Begebenheiten beruht, aber, wann immer nützlich, keine Rücksicht auf Korrektheit nimmt.

Mit einem ähnlichen Widerspruch ist die Wissenschaftskommunikation tagtäglich konfrontiert. Sie soll eine möglichst breite Bevölkerung erreichen, aber gleichzeitig differenziert und absolut korrekt bleiben. Das kann nicht funktionieren. Um Wissenschaft als Geschichte erzählen zu können, braucht es stets Kompromisse zwischen Korrektheit und Unterhaltung.

Wer mit seiner Forschung einen wirklich grossen Teil der Bevölkerung erreichen möchte, sollte mit der Filmindustrie arbeiten. Wie das geht und was dabei herauskommt, erfahren Sie in unserem Fokus über die spannungsgeladene Beziehung zwischen Wissenschaft und Film.