Genug Schlaf hält Maus und wohl auch Mensch gesünder und schlanker. | Bild: iStock.com/Crissy1982

Chronischer Schlafmangel ist ein Dauerthema – und ein Problem: Es besteht der Verdacht, dass er an der Entstehung von Krankheiten beteiligt ist. Eine Studie mit Mäusen wirft neues Licht auf die molekularen Auswirkungen zu kurzer Nächte. Sie zeigt, dass Schlafentzug mittelfristig die Aktivität zentraler Gene der inneren Uhr hemmt, selbst nach nur einer Nacht. Die biologische Uhr sorgt für die circadiane Rhythmik: Diese stimmt die Aktivitäten von Lebewesen auf den Tag-Nacht-Rhythmus ab.

Wie gingen die Forschenden der Universität Lausanne und der EPFL vor? Sie hinderten die Nager während der ersten sechs Stunden nach Tagesanbruch am Schlafen, also während ihrer natürlichen Ruhezeit. Danach untersuchten sie die Expression aller in ihrem Gehirn aktiven Gene im zeitlichen Verlauf. Das Ergebnis: Die Schwankungen der Aktivität der für die innere Uhr verantwortlichen Gene blieben während mindestens 48 Stunden gedämpft oder fast ganz unterdrückt. Selbst nach dem Aufholen des Schlafdefizits erholte sich die innere Uhr also nicht sofort. Die Störungen verloren sich erst nach sieben Tagen. «Ein zweiter Schlafentzug könnte noch ernsthaftere Folgen haben», vermutet Studienleiter Paul Franken.

Und beim Menschen? In verschiedenen Studien wurde bereits gezeigt, dass dieselben Gene eine Schlüsselrolle bei der Entwicklung von Diabetes und Fettleibigkeit bei Personen mit Schichtarbeit haben. Diese neue Studie bei Mäusen lässt vermuten, «dass sich die zu kurzen Nächte während der Arbeitswoche nicht einfach durch Ausschlafen am Wochenende kompensieren lassen», schliesst Paul Franken.

C. N. Hor et al.: Sleep–wake-driven and circadian contributions to daily rhythms in gene expression and chromatin accessibility in the murine cortex. PNAS (2019)