Sie schliessen sich zum Schlafen den Aktivsten an: Bechsteinfledermäuse. | Foto: Ludwig Werle/imageBroker

Bechsteinfledermäuse schlafen nicht gern allein. Sie benötigen Artgenossen, um sich gegenseitig warm zu halten, und führen diese deshalb zu ihren bevorzugten Schlafplätzen. Forschende der ETH Zürich und der Universität Greifswald (D) haben nun eine Methode entwickelt, um dieses Verhalten besser zu verstehen.

Dazu statteten sie die Individuen zweier Fledermauskolonien mit Chips aus, mit deren Hilfe sie registrierten, wann wer bei welcher Schlafstätte ankommt. «Aus diesen Daten haben wir dann mit statistischen Methoden die relevanten Interaktionen herausgefiltert», so Studienleiter Frank Schweitzer. Damit konnten die Forschenden ein Netzwerkmodell entwickeln, in dem für jedes Individuum verzeichnet ist, wie oft es andere führt respektive sich führen lässt. Sie fanden heraus, dass es in jeder Gruppe einige wenige Tiere gibt, die andere besonders oft zu Schlafplätzen leiten.

«Die Aktivsten entscheiden entweder mit ihrer Flugaktivität oder mit ihrer Erfahrung.»Frank Schweitzer

Aber wie finden Führende und Geführte zusammen? Um dies zu klären, modellierten sie das Verhalten der Fledermäuse. Dabei passte das Modell, in dem sich Individuen rein zufällig einem der aktivsten Individuen der Gruppe anschlossen, am besten zu den Daten − zusätzliche Annahmen, etwa über den Verwandtschaftsgrad, waren nicht nötig. «Die Aktivsten spielen beim Informationsaustausch über die Schlafplätze die entscheidende Rolle, entweder mit ihrer Flugaktivität oder mit ihrer Erfahrung», sagt Schweitzer. Ähnlich liesse sich auch das Entscheidungsverhalten anderer sozialer Gruppen analysieren.

P. Mavrodiev et al.: Quantifying individual influence in leading-following behavior of Bechstein’s bats. Scientific Reports (2021)