Gute Forschung ist gefährlich

Gute Forschung ist gefährlich | Bild: John Wessels/AFP/Getty Images

Barry Marshall trank 1984 eine Bakterienkultur mit Helicobacter pylori und heilte sich wieder mit Antibiotika. So konnte der australische Arzt einen wichtigen Beleg dafür liefern, dass Magengeschwüre von Bakterien verursacht werden und nicht etwa durch Stress oder scharfes Essen. Zwanzig Jahre später wurde er für seine Entdeckung mit dem Nobelpreis ausgezeichnet.

Vielleicht ist es unnötig oder nicht einmal gerechtfertigt, so viel Risiko auf sich zu nehmen, nur um die eigene Forschung voranzubringen (und Ruhm einzuheimsen). Verständlicherweise zögern bei gefährlichen Projekten auch die Hochschulen, die Arbeitgeber der Forschenden. Sie müssen Schäden bei ihren Mitarbeitern verhindern. Ihre Reputation steht ebenfalls auf dem Spiel.

Aber Wissenschaft ist da, um Grenzen zu sprengen. Und das geht nicht ohne Wagnis. Denn niemand weiss von vornherein, was sich hinter den Grenzen befindet – sonst wäre die Forschungsfrage nicht neu. Nur schon eine gängige Theorie zu hinterfragen oder gar zu widerlegen, kann bei Fachkolleginnen und -kollegen auf Widerstand stossen und in Ächtung münden. Das hat schon vielen jungen Forschenden die Karriere gekostet.

Wer die Ursachen von Konflikten verstehen will, um neue Lösungen zu finden, kann nicht einfach in seinem bequemen Sessel sitzenbleiben und Altbekanntes wiederkäuen. Forschende, die das Risiko auf sich nehmen und sich direkt mit bewaffneten Gruppen im Rebellengebiet oder Fans im Gästesektor des Fussballstadions treffen, bringen wertvolle Information aus erster Hand mit nach Hause. Sie kennen nicht nur isolierte Fakten, sondern können vor Ort ein verlässliches Bauchgefühl dafür entwickeln, in welchem Kontext diese Fakten eingebettet sind. Wir sollten unseren mutigen Forschenden dafür danken.