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Für das Klima ist die Aufnahme von Kohlendioxid aus der Atmosphäre durch Pflanzen zentral. Einen starken Kühlungseffekt hat auch die Rückstrahlung des Sonnenlichts auf hellen Oberflächen wie Schnee oder gelbgrüne Vegetation, die sogenannte Albedo.

Ein internationales Forschungsteam mit Schweizer Beteiligung hat nun herausgefunden, dass sich die Albedo und die CO²-Aufnahme gegenseitig ausbremsen. Sie verwendeten Daten von 176 Messtürmen, die in verschiedensten Ökosystemen weltweit CO²-Flüsse und Albedo messen. «Optimiert man die CO²-Aufnahme mittels Aufforstung, wird im Gegenzug die Albedo oft zunichtegemacht, zum Beispiel, wenn dunkle Bäume eine glänzend weisse Schneedecke durchbrechen», erklärt Alexander Graf, Erstautor der Studie, vom Forschungszentrum Jülich (D). Die Daten zeigten den gleichen Zielkonflikt auch bei unterschiedlichen Waldarten und verschiedenen baumfreien Vegetationsformen.

«Optimiert man die CO₂- Aufnahme, wird die Albedo oft zunichtegemacht. »Alexander Graf

Hier liege aber auch ein Grund zur Hoffnung. «Die derzeitige CO²-Aufnahme vieler Ökosysteme liesse sich verbessern, ohne dass sich ihre Albedo deswegen wesentlich verringert », sagt Graf. So ergeben sich Win-Win-Ansätze, bei denen man die Landnutzung für beide Prozesse gleichzeitig optimieren kann. Beispielsweise könne man nach der Ernte auf einem dunkelbraunen Acker direkt neu aussäen. Zwischenfrüchte wie Senfpflanzen würden zwar nicht viel Kohlendioxid dauerhaft aufnehmen, aber die Albedo stark erhöhen und neben dem kühlenden Effekt auch noch die Biodiversität fördern. Ein weiterer Ansatz ist das Aufforsten mit lockeren Baumgruppen auf hellen Wiesen. Die Jungbäume reduzieren die Rückstrahlung zunächst kaum, nehmen jedoch sofort und während ihres langen Lebens CO² auf. Eine effiziente Landnutzung kann also zugleich kurzfristig kühlen und langfristig Kohlenstoff speichern und so dazu beitragen, den Klimawandel zu bremsen.

A. Graf et al.: Joint optimization of land carbon uptake and albedo can help achieve moderate instantaneous and long-term cooling effects. Communications Earth & Environment (2023)