Lucian Cucu bereut nicht, dass er ein Spin-off mitgegründet hat. Auch wenn es inzwischen fehlgeschlagen ist. | Foto: zVg

Wer ein Spin-off gründet, weiss, dass Scheitern jederzeit möglich ist. Aber nur wenige äussern sich nach einem Misserfolg öffentlich. Lucian Cucu ist eine Ausnahme. 2016 war er Mitbegründer des Unternehmens Rovenso, das Überwachungsroboter für gefährliche oder für Menschen schwierige Situationen entwickelte. Im Herbst 2022 musste das Unternehmen Konkurs anmelden.

Lucian Cucu, was hat Sie dazu gezwungen, das Abenteuer Rovenso zu beenden?

Je nach Perspektive: Es gab einerseits einen plötzlichen Strategiewechsel beim Investor – das war überraschend, denn zuvor hatten wir einen wichtigen Kunden unter Vertrag genommen und bereiteten uns auf den Einsatz von Robotern in Berlin und Israel vor. Wir waren auch die Ersten, die einen Roboter hatten, der auf einem Flughafengelände fuhr. Anderseits hatten wir wohl zu viele Variablen im Produkt: Jeder Kunde hatte seine eigenen Anforderungen, und das Projekt wurde technisch zu komplex, um es zu realisieren. Daneben mussten wir viele Vorführungen organisieren, die erhebliche Ressourcen verschlangen. Schliesslich hat die Pandemie auch nicht geholfen.

Was nehmen Sie dennoch mit?

Persönlich bin ich äusserst dankbar dafür, dass ich meine Mitbegründer getroffen habe. Es war zudem eine seltene Gelegenheit für eine Innovation. Das Scheitern selbst hat mich gelassener gemacht. Ich wurde mir bewusst, dass sich die Erde trotzdem weiterdreht.

Das klingt alles sehr positiv. Hatte das Scheitern keine negativen Auswirkungen?

Doch, natürlich! Ich verbrachte einen miserablen Sommer 2022. Bei den Verhandlungen fühlte ich mich machtlos und extrem frustriert. Es gab auch Tränen. Und während der gesamten Ferien war ich krank, weil mein Immunsystem am Ende seiner Kräfte war.

Sie reden sehr offen!

In der Schweiz spricht man normalerweise nicht über Misserfolge. Aber man muss sich dafür nicht schämen. Mitbegründer Thomas Estier gab den Konkurs auf Linkedin bekannt, woraufhin sich viele Menschen an ihn wandten. Transparenz hat den Vorteil, dass sie Klarheit für Kundinnen, Lieferanten und andere Beteiligte schafft.

Würden Sie Studierenden trotzdem raten, ein Spin-off zu gründen?

Auf jeden Fall. Nur auf diesem Weg kann man die Welt der Spin-offs erleben. Man kann frei und unabhängig arbeiten. Und ein steiniger Weg ist immer auch bereichernd. Das ist vielleicht eine protestantische Einstellung (lacht).

Was machen Sie derzeit?

Ich habe zum Glück einen Investor gefunden, der die fünf Personen aus dem technischen Team übernommen und in eine grössere Gruppe eingegliedert hat. Das ist eine sehr interessante Arbeit und ein aussergewöhnliches Happy End.