Illustration: Melk Thalmann

«Hört auf, euren Kollegen zu Papers in Zeitschriften mit hohem Impact Factor zu gratulieren.» Das war der Titel eines Artikels von neun jungen Forschenden in der indischen Online-Zeitung The Wire Science. «Das aktuelle Publikationssystem schadet der Erkenntnissuche. Es braucht eine radikale Änderung.» Die Vorschläge der Autorinnen und Autoren: Forschende sollen beispielsweise ihre Urheberrechte nicht mehr an die Verlage abtreten. Oder: Forschungsinstitutionen sollen die Leistungen von Pirateriewebsites wie Sci-Hub öffentlich für die Verbreitung von Wissen würdigen.

«Ich habe letzten Monat einen Artikel publiziert, also ich habe ein PDF ins Internet hochgeladen.»Adam Mastroianni

Ins gleiche Horn bläst Adam Mastroianni, Postdoc an der Columbia Business School. In seinem Blog Experimental History diagnostiziert er das kolossale Scheitern des Experiments mit dem Peer-Review. Das System ­täusche eine Seriosität vor, die es nicht garantieren könne. Mit den geschätzten 15'000 Gutachterinnenjahren pro Jahr sei es zudem reine Zeitverschwendung. Seinen Lösungsvorschlag hat er gleich selbst ausprobiert: «Ich habe letzten Monat einen Artikel publiziert, also ich habe ein PDF ins Internet hochgeladen.» Die Resonanz sei grösser gewesen als auf seinen letzten Artikel in der sogenannt renommierten Zeitschrift PNAS.

Etwas moderatere Reformen hat die Fachzeitschrift E-Life durchgeführt: Es werden nur noch Artikel publiziert, die es bereits als Preprint gibt. Beschliesst die Redaktion, einen Artikel begutachten zu lassen, werde er in jedem Fall publiziert. Die Peer-Reviews sowie eine allfällige Stellungnahme der Schreibenden wird gleich mitveröffentlicht. Es liegt dann an diesen, ob sie Änderungen vornehmen, den Artikel nochmals einreichen oder ihn als finale Version deklarieren wollen. Wozu man in Zukunft seinen Kolleginnen gratulieren wird, bleibt so oder so noch völlig offen.