«Als ich das Bild betrachtet habe, habe ich darin sofort diese Spinne gesehen», erklärt die ehemalige Maschineningenieur-Postdoc. | Foto: Kyungjin Kim

«Sieben Monate Arbeit habe ich für ein Ergebnis gebraucht», sagt Kyungjin Kim, Professorin für Maschineningenieurwesen an der Universität Connecticut (USA). Und was für ein Ergebnis! Ein von blossem Auge unsichtbarer winziger Korrosionspunkt in einem Implantat erscheint unter dem Elektronenmikroskop wie eine Szene aus einem Fantasyfilm: Unter leuchtenden Eisbergen lauert eine monsterhafte Spinne. Dabei ist es ein nur knapp 100 Quadratmikrometer kleiner Spuk.

In ihrem Postdoc an der EPFL interessierte sich Kim für die Lebensdauer elektronischer Implantate, wie zum Beispiel Neuroprothesen. Ohne Schutz überdauern diese extrem feinen Geräte im menschlichen Körper kaum einen Monat. Um die Lebenszeit zu verlängern, testete die Forscherin eine Schutzhülle aus sechs alternierenden ultradünnen Metalloxid- und Polymerschichten im Nanometerbereich. Dann kam die Probe: Das Implantat wurde in eine Lösung getaucht, welche die Bedingungen im menschlichen Körper imitiert, aber bei sehr hohen 80 Grad. Dadurch wurde die Abnutzung der Hülle um etwa den Faktor 20 beschleunigt. Während langer Zeit passierte nichts. Dann tauchte ein winziger beschädigter Bereich auf. Unter dem Elektronenmikroskop bestätigte sich: Es war die Korrosion.

«Für die Polarlicht-Stimmung habe ich das ursprünglich schwarz-weisse Bild koloriert.»Kyungjin Kim

Genau das lässt sich im vertikal gespiegelten Bild erkennen: Die horizontalen Linien sind die Schichten der Schutzbarriere. Die dickste Schicht oben ist mit dem elektronischen Implantat in Kontakt. Was wie Eisberge aussieht, ist ein künstliches Produkt, das beim Schneiden des Barrierefilms entstanden ist. Die unheimliche Kreatur mit den gelben Augen dagegen gehört zum Polymer der Schutzhülle. «Als ich das Bild betrachtet habe, habe ich darin sofort diese Spinne gesehen. Ich musste das Bild aber durch Spiegelung verdoppeln, um sie sichtbar zu machen. Für die Polarlicht-Stimmung habe ich das ursprünglich schwarz-weisse Bild koloriert», erklärt Kyungjin Kim. Neben seinen ästhetischen Qualitäten hat das Bild der Forscherin auch ermöglicht, zu prüfen, ob der Schutzfilm seine Aufgabe erfüllt.