Die Hochschulen thronen über den Städten - und über dem unabhängigen Journalismus. Bild: Frank Brüderli/UZH

Wissenschaft muss an die Öffentlichkeit gebracht werden! Dieses Paradigma bestreitet kaum jemand. Schliesslich bezahlt die Bevölkerung mit ihren Steuern die Hochschulen und Forschungseinrichtungen und hat ein Anrecht, über die Erkenntnisse informiert zu werden. Wie genau diese allerdings unters Volk gebracht werden sollen, darüber gehen die Meinungen auseinander.

Während die Institutionen dies vornehmlich durch positive Berichte tun, hinterfragen Wissenschaftsjournalistinnen kritisch. Urs Hafner, ehemaliger Chefredaktor von Horizonte (2007–2014), beleuchtet in seinem aktuellen Buch «Forschung in der Filterblase», wie Hochschulen und Förderorganisationen Wissenschaft kommunizieren. Er kommt zum Schluss, dass die Institutionen genau wie Unternehmen vor allem um ihren Ruf besorgt seien und deswegen nur Erfolge und Fakten veröffentlichten. Zudem werde nach innen geschaut, auf die Reaktion der Leitungen: «Ängstlichkeit regiert.» Er schliesst mit einem Appell: Die Wissenschaftskommunikation brauche mehr Autonomie und Distanz zu ihren Institutionen.

«Ängstlichkeit regiert.»Urs Hafner

Diese Ausrichtung der Kommunikationsabteilungen verschärft ein anderes Problem: Seit Jahren werden sie selbst personell gestärkt, während es in den Redaktionen der Publikumsmedien immer weniger Personal gibt, insbesondere in den Wissensressorts. Der Frage nach dem Einfluss von PR auf den Wissenschaftsjournalismus gingen deswegen Mike Schäfer und Daniel Vogler in einer Langzeitanalyse nach. Die beiden Kommunikationswissenschaftler der Universität Zürich untersuchten die Auswirkungen von Medienmitteilungen auf die Berichterstattung, indem sie automatisierte Textvergleiche mit manuellen Inhaltsanalysen kombinierten. Ergebnis: Immer mehr Berichterstattung beruht auf dem Inhalt von Medienmitteilungen aus den Kommunikationsabteilungen. «Insgesamt deuten die Ergebnisse auf einen zunehmenden Einfluss der Hochschul-PR auf den (Wissenschafts-) Journalismus hin», folgern die Forschenden.