Olivier Dessibourg, stellvertretender Chefredaktor von Heidi News, sieht sich als Kurator von Signalen aus der Wissenschaftswelt. | Bild: Lea Kloos

Olivier Dessibourg, wie läuft es bei Heidi News?

Sehr gut. Es ist wie eine sprudelnde Quelle: Wir haben viele Ideen und sind voller Kraft.

Ihre etwa zehn News pro Tag bestehen aus eigenen und übernommenen Inhalten. Wieso dieser Mix?

Die Redaktion ist wie ein Radar und registriert Signale aus der Wissenschaftswelt. Stärkere Nachrichten entwickeln wir selbst weiter und setzen damit ein eigenes Signal ab, schwächere geben wir weiter, wie sie sind. Das kann auch mal nur ein Tweet sein. Wir sehen uns als Kuratoren und wählen das Wichtige für unsere Leser aus.

Heidi News betont auch in den ersten Newslettern, dass es sich ganz im Dienst der Leser sieht. Sie sollen es auch finanziell tragen.

Wer gute journalistische Qualität liefert, der muss davon leben können. Hochwertige Information ist nicht gratis. Wir kosten aber nicht viel. Ausserdem glauben wir nicht an Werbung. Von diesem Geld gehen schon jetzt 80 Prozent an Google und Facebook. Es ist sinnlos, in diesen Wettkampf einzusteigen. Also setzen wir auf Abos. Ausserdem haben Privatpersonen zusammen eine Million Franken investiert. Nun müssen wir aber bereits das Geld für die zweite Runde sammeln. Wir planen, dafür unter anderem eine Stiftung zu gründen.

«Und so haben wir die News-Texte von allem Üblichen befreit: packender Einstieg, elegante Übergänge. Aber die Qualität des Inhalts stimmt.»

Eure Texte sind durch starke Leserführung gekennzeichnet. Viele Absätze beginnen mit Aussagen wie: «Warum das wichtig ist.» Brauchen die Leser das?

Sie mögen das. Journalistische Texte werden heute zu 80 Prozent auf dem Smartphone gelesen. Fast niemand liest mobil 8000 Zeichen Fliesstext. Deswegen stellten wir uns auf der Redaktion vor, wie wir einen CEO für eine Sitzung briefen würden, an der er in fünf Minuten ein schwieriges Problem erklären müsste. Und so haben wir die News-Texte von allem Üblichen befreit: packender Einstieg, elegante Übergänge. Das sind keine schönen Texte mehr, aber die Qualität des Inhalts stimmt.

Aber bei den Explorationen geht Heidi News den entgegengesetzten Weg. Das sind Serien mit zig Teilen, und die einzelnen Texte sind sehr lang. Worauf setzt ihr nun?

Auf beide Extreme. Alles dazwischen ist gestrichen. Entweder man will am PC oder auf einem Tablet eine grosse Geschichte lesen. Oder man will am Smartphone über die News informiert werden.

Bis jetzt fokussiert ihr auf Wissenschaft. Ihr wollt aber alle sechs Monate eine neue Rubrik lancieren. Wie breit wollt ihr werden?

Wir suchen Nischenthemen, für die es eine Community gibt. Wir haben mit Wissenschaft begonnen, verschreiben uns aber nicht ihr allein.

Warum eigentlich Heidi?

Der Name steht natürlich für Swissness. Reduziert auf seine Konsonanten, ergibt er ausserdem HD. High Definition. Das ist auch unser Logo. Wir bieten HD-Journalismus. Der Name gefällt nicht allen. Doch es ist einer, der bleibt.