Rauchschwalben-Männchen (links) beginnen den Frühlingszug früher als die Weibchen. | Bild: Martins Briedis

Bei vielen Zugvögeln treffen die Männchen im Frühling ein paar Tage vor den Weibchen an den Brutplätzen in Europa ein – so sichern sie sich die besten Reviere. Eine Untersuchung der Schweizerischen Vogelwarte Sempach zeigt jetzt, dass die Männchen nicht schneller fliegen, sondern dass sie das Überwinterungsgebiet früher verlassen. Auch im Herbst wurden die Vogelmännchen früher von Reiselust gepackt: Im Durchschnitt machten sie sich ungefähr zwei Tage vor den Weibchen auf den Weg in den Süden.

Für die Studie werteten Silke Bauer und ihre Kollegen die Daten von rund 350 Vögeln aus, deren Zugrouten dank winziger Ortungsgeräte über ein Vogeljahr verfolgt worden waren. Die Tiere gehörten zu 14 verschiedenen Arten – alles relativ kleine Langstreckenzieher, die südlich der Sahara überwintern, zum Beispiel Rauchschwalben, Bienenfresser, Drosselrohrsänger oder Wiedehopfe.

«Dass die Männchen auch im Herbst früher aufbrachen, hat uns überrascht», sagt Silke Bauer. Über die Gründe lasse sich bislang nur spekulieren. Möglicherweise ist es auch in den Überwinterungsgebieten von Vorteil, möglichst früh ein Territorium zu ergattern. Oder der spätere Abflug der Weibchen ist schlicht darauf zurückzuführen, dass diese den Sommer über mehr Energie ins Brutgeschäft stecken und deshalb mehr Zeit brauchen, bis sie für die kräftezehrende Reise bereit sind.