Die Tonscherben kleiner Abtropfbehälter zeugen von steinzeitlicher Käseproduktion in Savoyen. | Bild: Cyril Bernard, AVDPA

Vor mehr als 7000 Jahren siedelten sich in den Alpen die ersten Gemeinschaften an, die Land- und Weidewirtschaft betrieben. Sie brachten die neolithische Kultur mit: domestizierte Tiere, Töpfe, geschliffene Steine. Um die Entwicklung der Viehzucht nachzuvollziehen, hat Patricia Chiquet vom Naturhistorischen Museum Genf mehr als 20 000 Tierknochen und -zähne untersucht, die in der Nähe von Sion (Wallis) und Isère in Savoyen (Frankreich) gefunden wurden.

Zu ihren Entdeckungen gehört eine vermutlich als Rufinstrument verwendete Flöte aus dem Schienbeinknochen eines Tieres der Ziegenartigen (Unterfamilie der Ziegen, Schafe und Gämsen). Die Archäozoologin konnte nachweisen, dass sich die Viehzucht nach und nach diversifizierte: «Zu Beginn wurden vor allem Schafe für die Fleisch- und Milchproduktion gehalten», fasst sie zusammen. «Gegen Ende des Neolithikums zwischen 3500 und 2200 v. Chr. gewann dann die Haltung von Ziegen, Rindern und Schweinen immer mehr an Bedeutung.» Die Viehzüchter entdeckten die Vorteile der Haltung verschiedener Arten. Chiquet führt aus: «Schafe und Ziegen ergänzen sich. Schafe mögen Grasflächen, die nicht allzu felsig und verbuscht sind. Es ist deshalb sinnvoll, Ziegen einzusetzen, um felsiges Gelände zu nutzen und die Verbuschung zu verhindern.»

Wurde in der Jungsteinzeit bereits Alpwirtschaft betrieben? «Da die Vorfahren unserer Schafe und Ziegen aus dem Nahen Osten stammen, mussten die Herden notgedrungen auch Berggebiete überwinden, um das Wallis zu erreichen. Wir wissen allerdings nicht mit Sicherheit, ob das im Sommer in den Höhen verfügbare frische Gras auch gezielt genutzt wurde», erklärt Chiquet. Die Ergebnisse der gegenwärtig noch laufenden Analyse der Zähne werden im Herbst erwartet.