Depression und Autoimmunkrankheiten treten oft gemeinsam auf, doch der genetische Beleg für einen Zusammenhang fehlt. | Bild: shutterstock/Andrew Stripes

Bei Patientinnen und Patienten mit Autoimmunkrankheiten wie etwa Multipler Sklerose, Psoriasis, Morbus Crohn oder auch Typ-I-Diabetes werden relativ häufig auch Depressionen festgestellt. Ein internationales Konsortium analysierte nun, ob dieselben Gene, die mit der Entwicklung von Autoimmunkrankheiten zusammenhängen, auch ein grösseres Risiko mit sich bringen, an einer Depression zu erkranken. Die Forschenden untersuchten dafür Gene, bei denen bereits geklärt ist, dass sie Autoimmunkrankheiten und Schizophrenie miteinder in Verbindung bringen: eine Untergruppe des HLA-Gensystems auf Chromosom sechs.

Das Forschungsteam analysierte genetische Varianten bei über 45 000 Personen mit Depression und bei über 86 000 gesunden Personen (Kontrollgruppe). Das Universitätsspital Lausanne (CHUV) steuerte Daten von 1500 Patienten und 2000 Kontrollpersonen bei. Die Ergebnisse zeigen nun, dass keine HLA-Genvariante, die mit einem deutlich höheren Risiko für Autoimmunkrankheiten oder Schizophrenie verbunden ist, auch mit einem höheren Depressionsrisiko einhergeht. Es scheint also im HLA-System keinen gemeinsamen genetischen Risikofaktor für Autoimmunkrankheiten und Depression zu geben.

«Es muss ausserhalb des HLA-Systems weitere Gene oder biologische Mechanismen geben, mit denen sich die epidemiologisch beobachtete Korrelation zwischen Depression und Autoimmunkrankheiten erklären lässt», meint Martin Preisig, Forscher am CHUV und Co-Autor der Studie. «Die Depression ist aber eine sehr heterogene Störung, und es ist durchaus möglich, dass diese HLA-Genvarianten nicht mit der Gesamtheit, aber mit bestimmten Untergruppen depressiver Störungen zusammenhängen. »

K. P. Glanville et al.: Classical HLA alleles and C4 haplotypes are not significantly associated with depression. Biological Psychiatry (2019)