Freude oder Angst? | Bild: Emilie Qiao-Tasserit

Alfred Hitchcock machte einmal ein kleines Experiment. Zuerst zeigte er eine Mutter mit ihrem Kind auf einer Wiese, dann sein eigenes Gesicht mit einem neutralen Gesichtsausdruck. Die Zuschauer sahen Hitchcock als wohlwollenden alten Mann. Später zeigte er zuerst ein totes Kind in einem Sarg, dann die gleiche Aufnahme von sich selbst. Nun sahen die Zuschauer Traurigkeit in seinem Gesicht, sagt der Kognitionswissenschaftler Swann Pichon von der Universität Genf.

Emilie Qiao-Tasserit, Swann Pichon und Kollegen haben untersucht, wie Filmbilder unsere Wahrnehmung verändern. Zuerst führte er seinen Versuchspersonen eine Minute Film aus einem von drei Genres vor: dem Horrorklassiker «The Shining», der Komödie «Harry und Sally» oder einem neutralen Dokumentarfilm über die Mysterien des Weltalls. Dann zeigte er ihnen Fotos von Menschen mit einem meist vieldeutigen Gesichtsausdruck. Dafür hat er von der gleichen Person je ein Foto mit ängstlichem und eines mit glücklichem Ausdruck gemorpht und variiert: mal mit mehr Glück, mal mehr Angst. Die Versuchspersonen mussten bei jedem Foto entscheiden, ob das Foto einen glücklichen oder einen ängstlichen Menschen zeigte.

Hitchcock hatte recht: Auf den gleichen Fotos wirken Menschen glücklicher, wenn die Zuschauer zuvor einen Ausschnitt aus einer Komödie gesehen haben. Nach dem Horrorfilm wirken die gleichen Menschen ängstlicher. Laut Studie kann die Wirkung anderthalb Minuten anhalten.

Jetzt beschäftigt sich Pichon damit, wie Computerspiele die Gefühle und das Sozialverhalten ihrer Nutzer beeinflussen. «Computerspiele haben oft einen schlechten Ruf – unsere Forschung zeigt, dass sie auch einen positiven Einfluss haben können», sagt Pichon.

E. Qiao-Tasserit et al.: Transient emotional events and individual affective traits affect emotion recognition in a perceptual decision-making task. Plos One (2017)