Dieses Grab in der Steppe des Altai-Gebirges kann mit Satelliten geortet werden.

Das Gebiet südlich der chinesischen Altai-Berge ist bislang wenig erforscht. Dabei spielte die Region einst eine Schlüsselrolle beim Austausch von Ideen und Technologien zwischen Europa und Asien. Als militärische Grenzzone war sie lange Zeit schwer zugänglich. Nun ermöglichen neue Technologien wie die Fernerkundung mit Satelliten, dort grossräumig antike Stätten zu finden.

Fast tausend Grabhügel, Steinkreise und Überreste von Gebäuden haben Gino Caspari vom Institut für Archäologische Wissenschaften der Universität Bern und seine chinesischen Kollegen bislang entdeckt, vorwiegend aus der Bronze- und der Eisenzeit. Diese Zeitspanne zwischen 4500 und 2500 Jahren vor heute ist essenziell, um die Rolle der Reitervölker beim Kulturtransfer entlang der Seidenstrasse besser zu verstehen.

Caspari wertete zunächst Radardaten und hochaufgelöste Satellitenbilder aus und filterte mit Hilfe von Algorithmen archäologisch interessante Zonen heraus. Fast 7000 Quadratkilometer der Region Dsungarei durchforsteten die Forscher so aus der Ferne, mit einer Auflösung von bis zu einem halben Meter. Ihre Daten glichen die Forscher dann vor Ort ab, ergänzten sie um antike Stätten, die auf den Bildern nicht zu sehen waren, und vermassen sie mit GPS. «Die Fernerkundung bietet eine überregionale Perspektive, kleinräumige Grabungen liefern wertvolle Detailinformationen», sagt Caspari. Fünf Mal war er bereits am Altai-Gebirge, was angesichts der politischen Umstände nicht einfach war. Der Archäologe fand erste Beweise für den Kulturtransfer: «Mit dem Beginn der älteren Eisenzeit fand ein intensiver Austausch sowohl in Ost-West-Richtung als auch mit den nördlichen Gebieten des Altai-Gebirges statt.»

G. Caspari et al.: Landscape archaeology in the Chinese Altai Mountains. Journal of Archaeological Research in Asia (2017)