Abishek S. Narayan forscht an der Eawag in Dübendorf im Bereich Wasserwirtschaft. Er ist Mitglied der Jungen Akademie Schweiz. | Illustration: Klub Galopp

Immer mehr junge Forschende wie ich wollen die Kluft zwischen Wissenschaft und Politik schliessen. Sie sind davon überzeugt, dass Wissenschaft für sich essenziell ist, aber auch, dass ihre Arbeit die Welt um sie herum beeinflussen kann und sollte. Die Schweiz als Drehscheibe für Wissenschaftsdiplomatie, multilaterale Politik und internationale Unternehmen zieht solche Menschen natürlich an. Institutionen wie das Cern, das Geneva Science-Policy Interface, der Geneva Science and Diplomacy Anticipator und Swissnex flechten internationale Netzwerke – ein einzigartiges Ökosystem. Der Zustrom junger Talente aus der ganzen Welt trägt dazu bei, dass die Schweiz in Innovation an der Spitze bleibt.

Es gibt jedoch nur begrenzte Möglichkeiten für Engagements an der Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Gesellschaft. In den Institutionen hat es oft nur wenige konkrete Angebote dafür, obschon dies in den Strategien verankert wäre. Die Beiträge von Forschenden in diesem Bereich werden in akademischen Beurteilungen ausserdem kaum gewürdigt. Die Überbrückung der Kluft zwischen Wissenschaft und Politik oder Wirtschaft wird oft als schönes Extra, aber nicht notwendig angesehen und ist wenig karrierewirksam. Sie sollte aber nicht nur als Sahnehäubchen, sondern als der eigentliche Kuchen betrachtet werden.

«Wenn junge Forschende die akademische Welt verlassen, finden sie nur wenige Stellen vor, die Wissenschaft, Politik und Praxis miteinander verbinden.»

Die Schweiz würde von der Förderung des Transfers wissenschaftlicher Erkenntnisse in die Zivilgesellschaft profitieren. Ebenso von einer ganzheitlichen Bewertung wissenschaftlicher Karrieren für Forschungsbeiträge oder akademische Stellen sowie von Auszeichnungen für Leistungen an dieser Schnittstelle. Wenn junge Forschende die akademische Welt verlassen, finden sie nur wenige Stellen vor, die Wissenschaft, Politik und Praxis miteinander verbinden. Akademische Einrichtungen sollten spezielle Rollen für Wissensvermittlung, Wissenschaftspolitik, Technologietransfer und die Leitung transdisziplinärer Projekte schaffen, statt diese Aufgaben einfach den in traditioneller Anstellung Forschenden zusätzlich aufzubürden.