Matthias Schütte ist seit 2017 einer der kreativen Köpfe hinter der beliebten Serie «Wissen in Bildern» der «Zeit». | Bild: Henning Kretschmer

Auf der wöchentlichen Infografikseite «Wissen in Bildern» von Die Zeit werden seit 2009 komplexe Themen unaufgeregt und anschaulich erklärt – etwa wie maschinelles Lernen funktioniert oder die Diversität der Moose. Infografiker Matthias Schütte verantwortet die Seite seit 2017 zusammen mit der Art Direction und dem Wissenschaftsressort.

Matthias Schütte, was war der Inhalt Ihrer allerersten Infografik für «Wissen in Bildern»?

Das war eine zu den beliebtesten Haustieren der Deutschen. Die Seite ist von 2014, und ich kann sie immer noch angucken, ohne rot zu werden. In Erinnerung habe ich noch, dass es grosse Parallelen bei den beliebtesten Kindernamen und denen von Hunden und Katzen gab.

Welche der Infografiken ist Ihnen denn am liebsten?

Das ist eine schwierige Frage … Mir gefällt die Seite zu den US-Präsidenten immer noch sehr: Reduzierte Porträts zeigen auf einen Blick Reihenfolge, Amtszeit und Parteizugehörigkeit sämtlicher Präsidenten. Zudem lernt man etwa, dass acht davon im Amt gestorben sind, die Hälfte davon wurden erschossen.

An welchem Thema sind Sie gescheitert?

Ich würde nicht von komplettem Scheitern sprechen. Es gab vielleicht Seiten, da war mehr Erklärtext nötig, als ich mir gewünscht hätte.

«Es kann sehr anspruchsvoll sein, auf einer einzelnen Seite das komplette Vorwissen zu vermitteln, das zum Verständnis wichtig wäre.»

Wie lange arbeiten Sie jeweils an einer Infografikseite?

Ganz selten ist sie in drei Tagen fertig. Es gibt aber Grafiken, die nimmt man sich immer wieder mal vor. Das kann dann auch mal Monate dauern. Die erwähnte Präsidentengrafik hatte ich als freie Arbeit 2008 zu Barack Obamas Wahl entworfen. Zu Joe Bidens Wahl 2020 überarbeiteten wir bei der «Zeit» dann diesen alten Entwurf. Das ist meine Seite mit der längsten Geschichte.

Gibt es Wissenschaft, die eine Infografik nicht erklären kann?

Mir sind Physik- und Technikthemen wie zum Beispiel Röntgen oder künstliche Intelligenz als besonders herausfordernd in Erinnerung. Es kann sehr anspruchsvoll sein, auf einer einzelnen Seite das komplette Vorwissen zu vermitteln, das zum Verständnis wichtig wäre.

Muss die Wahrheit manchmal dem Storytelling geopfert werden?

Ich hoffe nicht und kann mir eher vorstellen, dass wir aus Platzgründen mal vereinfachen.

«Das Auge des Betrachters kann in bestimmter Reihenfolge durchs Bild gelenkt werden.»

In der Wissenschaftskommunikation wird oft die Vereinfachung von Themen gefordert.

Bei einer Infografik gibt es nicht weniger, sondern mehr Möglichkeiten zum Erzählen: Man hat eine Kombination aus Grafik, Bild und Text. Zudem kann man das lineare Erzählen verlassen: Das Auge des Betrachters kann entweder in bestimmter Reihenfolge durchs Bild gelenkt werden oder in manchen Fällen auch frei über die Seite wandern.

Wie würden Sie Wissenschaft als Ganzes als Infografik erklären?

Ich sehe es als Kompliment, dass Sie mir das spontan zutrauen. Ich müsste hier länger überlegen. Aber danke für die Idee.