Anthony Guihur ist Postdoc in Molekularbiologie an der Universität Lausanne und Mitglied des Organisationskomitees der Association for Postdocs in Natural Sciences. | Illustration: Stefan Vecsey

Die Schweiz glänzt nicht nur mit einer atemberaubenden Natur, sondern auch mit dynamischer Forschung. Doch hinter der schönen Fassade sind die Postdocs gefangen. Das Rückgrat der akademischen Forschung steckt in einem Kreislauf aus befristeten Stellen und Unsicherheiten fest. Ein Problem, das zwar nicht nur die Schweiz kennt, aber beunruhigend ist in einem Land, das stolz ist auf seine akademische Exzellenz.

«Bisherige Ansätze wie etwa Jobsharing sind nicht mehr als eine Notlösung.»

Um die strukturellen und systemischen Ursachen dieses Problems zu bekämpfen, braucht es klarer definierte Laufbahnen, neue Finanzierungsmodelle und Anreize für den Erwerb von übertragbaren Kompetenzen. Für nachhaltige Lösungen, die dem Beitrag der Postdocs gerecht werden, müssen dabei alle relevanten Akteurinnen und Akteure einbezogen ­werden. Gefragt ist ein grundlegendes Umdenken in Wissenschaft und Politik, denn die bisherigen Ansätze wie Jobsharing, die der Linderung des Problems dienen sollen, sind nicht mehr als eine Notlösung.

Man könnte mehr unbefristete Stellen schaffen, sowohl auf Ebene der Professuren als auch für wissenschaftliche Mitarbeitende oder Do­zierende, was jedoch aus wirtschaftlichen Gründen nur bedingt möglich sein dürfte. Die jüngste Ankündigung der Universität Zürich, eine solche Richtung einzuschlagen, ist jedoch ein vielversprechender Schritt. Kollaborationen im Rahmen von Joint Ventures oder öffentlich -privaten Partnerschaften könnten den Universitäten die Finanzierung von Stellen ermöglichen. Damit die akademische Freiheit nicht ein­geschränkt wird, sind Transparenz und klare Leitlinien in Bezug auf Forschungs­themen und geistiges Eigentum unabdingbar.

«<Postdocs sollen als die talentierten Forschenden behandelt werden, die sie sind.»

Ausserdem sollten die Postdocs mehr Möglichkeiten zum Erwerb von forschungs­unabhängigen übertragbaren Fähigkeiten wie etwa Unternehmens­führung oder Projektmanagement haben. Eine Taskforce mit Vertretungen aus der akademischen Forschung (unter Einbezug unterrepräsen-tierter Gruppen), der Industrie, von Fördereinrichtungen und aus der Politik könnte dazu beitragen, realistische Lösungen zu finden.

Kurz gesagt: Postdocs sollen als die talentierten Forschenden behandelt werden, die sie sind, und nicht als Wegwerfware.