Rund um die Forschung des ehemaligen Rektors der Universität Zürich Alfred Ernst gibt es einen wüsten Konflikt. | Foto: Wilhelm Pleyer/ETH-Bibliothek Zürich

Vor vier Jahren reichte Henriette Haas, forensische Psychologin an der Universität Zürich, bei der Universitätsleitung Anzeige gegen den Historiker Pascal Germann ein, wegen Verdachts der Unlauterkeit in der Wissenschaft. Er habe in seiner Dissertation Daten verfälscht, weggelassen oder willkürlich interpretiert. Er nimmt darin die Geschichte der Rassenforschung und der Humangenetik in der Schweiz unter die Lupe und untersucht dabei auch die Forschung von Alfred Ernst, ehemaliger Rektor der Universität und Grossvater von Henriette Haas. Der Botaniker gehörte unter anderem zu den Mitgründern der Julius-Klaus-Stiftung (1921), welche die «Rassenverbesserung beim Menschen» zum Zweck hatte.

Ein externes Gutachten entlastete Pascal Germann im Jahr 2021 in allen Punkten. Henriette Haas kämpft aber trotzdem weiter gegen Germanns Dissertation an und hat es damit nun in die Zeitschrift Beobachter geschafft. Diese verweist auf einen Beitrag von Haas in der Online-Zeitschrift Medialex. Darin beklagt sie unter anderem den Zerfall methodischer Standards in der Geschichtsschreibung und stellt erneut die Wissenschaftlichkeit von Germanns Arbeit in Frage. «Wieso formuliert er keine seiner schwammigen Anschuldigungen als direkte und falsifizierbare Feststellung? Kann ein solches Vorgehen als wissenschaftlich bezeichnet werden?»

Medialex musste auf Betreiben der Universität Zürich im Nachhinein einen Hinweis auf das Gutachten platzieren. Pascal Germann, inzwischen Oberassistent an der Uni Bern, erklärt im Beobachter, dass man als Historiker in einer Debatte mit scharfer Kritik rechnen müsse, aber: «Das war eine andere Liga. Mit einem Anwalt sowie falschen und rufschädigenden Anschuldigungen gegen einen Nachwuchsforscher vorzugehen, stellt die Freiheit der Forschung in Frage.»