Aussergewöhnlicher Bruch in der arktischen Eisschicht. | Foto: Matthias Jaggi

Wie ein Stück Torte, das gleich serviert werden soll, sieht er aus: der Bruch im Packeis der Arktischen Polkappe. Das Eis ist fast schwarz, bedeckt von einer weissen Schneeschicht. An der dunkelsten Stelle lässt sich Meerwasser erahnen, das an der Oberfläche bereits wieder gefroren ist. Die Aufnahme zeigt fast schon poetische Details: vom Wind geschliffene Schneeskulpturen und federartige Kristalle, geformt durch den Temperaturunterschied zwischen dem flüssigen Wasser mit minus 1,8 Grad Celsius und der viel kälteren Umgebungsluft.

«Bei diesem Bruch hat mich zudem vor allem die Geometrie fasziniert: Rechte Winkel sind in der Natur nicht häufig.»Matthias Jaggi

«Ich mag die feinen Nuancen und den Kontrast zwischen ursprünglichen Farben, den ich mit der Schwarz-Weiss-Fotografie noch hervorheben wollte», erklärt Matthias Jaggi, der das Bild aufgenommen hat. Er ist Spezialist für Schneephysik am Eidgenössischen Institut für Schnee- und Lawinenforschung in Davos. «Bei diesem Bruch hat mich zudem vor allem die Geometrie fasziniert: Rechte Winkel sind in der Natur nicht häufig.» Das Packeis, das den Arktischen Ozean bedeckt, ist in ständiger Bewegung und bricht zwar immer wieder auf, ein rechtwinkliger Bruch aber ist ziemlich aussergewöhnlich. «Die Form des Risses hängt gleichzeitig von den Kräften ab, die durch die Bewegungen des Eises entstehen, und von den Eigenschaften des Eises selbst, weil es dort nachgibt, wo seine mechanische Belastbarkeit am geringsten ist», so Jaggi.

Das Foto wurde während der Expedition Mosaic aufgenommen, an der Matthias Jaggi teilgenommen hatte, um die Eigenschaften des Schnees an der Polkappe genauer zu untersuchen. «Die Schneeschicht hat eine Isolationsfunktion: Sie beeinflusst das Wachsen und Schmelzen der Eisschicht entscheidend », erklärt er. Die Schneeschicht auf dem Bild ist etwa zehn Zentimeter dick, was relativ dünn ist. Übrigens wird die Dicke der Schneeschicht in der Arktis nicht durch die – relativ geringen – Niederschläge bestimmt, sondern hauptsächlich durch den Wind, der die Schneemassen verfrachtet.