Hier wurden Bakterien in Petrischalen so schön arrangiert wie selten. Bild: Javier Santos-Moreno

«Auf diesem Bild ist das Sonnensystem dargestellt, natürlich nicht im echten Massstab. Die Erde symbolisiert eine Petrischale von 10 Zentimetern Durchmesser. Darin befinden sich in jedem konzentrischen Ring Milliarden von Bakterien.» (Dritter Planet von links, Anm. d. Red.)

Mikroben sind das Universum von Javier Santos-Moreno, Postdoc am Département de microbiologie fondamentale der Universität Lausanne. «Bei meinen Arbeiten im Bereich der synthetischen Biologie setze ich Escherichia coli ein. Ich entwerfe und konstruiere genetische Schaltkreise, mit denen ich sie kontrollieren kann», erklärt er.

«Ich habe ein wenig herumgespielt: Die Durchmesser der Petrischalen habe ich so verändert, dass sie die realen Grössenverhältnisse widerspiegeln, und die Farben so gewählt, dass mir das Ergebnis ästhetisch gefällt.»Javier Santos-Moreno

Ein alles andere als eintöniges Universum: Um zu prüfen, ob die gentechnischen Veränderungen die erstrebte Wirkung haben, bedient sich der Forscher der Hilfe von Farben. Gewisse Bakterien funktionieren nämlich wie molekulare Uhren und oszillieren in genauem Takt zwischen mehreren Farben. Andere produzieren je nach eingefügtem genetischem Schaltkreis unterschiedliche räumliche Motive. All das ist in dieser Nachbildung des Sonnensystems zu erkennen.

In der Petrischale, die unsere Erde darstellt, erzeugte der Forscher einen sogenannten Arabinosegradienten, auf den die Bakterien aufgrund ihres genetischen Schaltkreises je nach Arabinosekonzentration mit der Produktion verschiedener Farben reagieren. Die anderen Planeten sind Variationen des Originals, die mit einer Software bearbeitet wurden. «Ich habe ein wenig herumgespielt: Die Durchmesser habe ich so verändert, dass sie die tatsächlichen Grössenverhältnisse widerspiegeln, und die Farben so gewählt, dass mir das Ergebnis ästhetisch gefällt», erklärt Santos-Moreno.

Wozu könnten Bakterien dienen, die den Forschenden sozusagen aufs Wort gehorchen? «Zum Beispiel zur Produktion von Medikamenten oder zur Synthese von Biomaterialien», sagt der Forscher. Er selbst ist weit von solchen Anwendungen entfernt. «Ich mache Grundlagenforschung. Das hört sich wenig anschaulich an, und deshalb habe ich dieses Foto aufgenommen. Ich denke, dass ein Bild die Neugierde wecken kann.»