Impfungen: Bei Neugeborenen weniger wirksam. | Bild: AdobeStock/Boris Zerwann

Neugeborene haben Antikörper, die sie während der Schwangerschaft von der Mutter erhalten haben. Diese Proteine erkennen Krankheitserreger und aktivieren das Abwehrsystem des Säuglings, noch bevor es eigene Antikörper produzieren kann. Der sofortige Schutz ist für das Kind wertvoll. Wenn es im Alter von zwei Monaten die ersten Impfungen erhält, haben die mütterlichen Antikörper jedoch einen lästigen Nebeneffekt: Sie beeinträchtigen die Wirksamkeit des Impfstoffs, indem sie die Aktivität der weissen Blutkörperchen (B-Lymphozyten) reduzieren, die neue Antikörper produzieren. In den folgenden Monaten werden dem Kind jedoch weitere Impfdosen verabreicht, die den Schutz dennoch sicherstellen. Die Gründe für die hemmende Wirkung der mütterlichen Antikörper auf die Immunantwort nach der Impfung sind aber noch weitgehend unbekannt.

Forschenden der Universität Genf gelang es nun, den verantwortlichen Mechanismus teilweise zu entschlüsseln. «Bisher dachten wir, dass die mütterlichen Antikörper die Aktivierung der B-Lymphozyten und die Bildung von Keimzentren hemmen, in denen sie vermehrt werden», erklärt Maria Vono, Erstautorin der Studie. Bei der Beobachtung der Immunantwort von geimpften Jungmäusen entdeckten die Forschenden jedoch, dass erst die nachfolgende Etappe beeinträchtigt ist: die Phase der Umwandlung der B-Lymphozyten in Antikörper produzierende Plasmazellen. Der Grad der Hemmung ist proportional zur Menge mütterlicher Antikörper, über die der Nachwuchs zum Zeitpunkt der Impfung verfügt.

Die Forschenden möchten nun eine mögliche Lösung prüfen: die Anwendung unterschiedlicher Impfstoffe bei Mutter und Kind. «Eines unserer Ziele ist die Entwicklung neuer Impfstrategien, welche die Hemmung umgehen und einen vollständigen Schutz nach einer einzigen Dosis ermöglichen», erklärt Maria Vono.

M. Vono et al.: Maternal Antibodies Inhibit Neonatal and Infant Responses to Vaccination by Shaping the Early-Life B Cell Repertoire within Germinal Centers, Cell Reports (2019)