Laura Bernardi ist Vizepräsidentin des Nationalen Forschungsrats des SNF. | Foto: Université de Lausanne

Der Dialog zwischen Wissenschaft und Politik leidet unter einem Paradox: Politische Akteurinnen brauchen für ihr Mandat gesichertes Wissen, Wissenschaft dagegen hinterfragt sokratisch stets ihre eigenen Errungenschaften. Das ist bei komplexen Problemen wie Klimawandel problematisch.

Damit wissenschaftliche Empfehlungen wirkungsvoll sind, müssen sie ins politische System eingebettet sein. Diejenigen, die Erkenntnisse generieren, und diejenigen, die sie anwenden, sollten einander vertrauen. Für bessere zukünftige Kollaborationen möchten wir drei Prinzipien fördern:

«Systemeder Co-Kreation sind zwar schwierig von oben zu steuern, dafür erweisen sie sich in Krisenzeiten robust.»

1. Es braucht Schulungen, welche die Bereiche verbinden. Forschende auf allen Karrierestufen sollten sich mit Behörden auf lokaler, kantonaler und nationaler Ebene, mit Politik und Zivilgesellschaft austauschen. So können alle ein gemeinsames Verständnis entwickeln und die Perspektiven des Gegenübers schätzen lernen. Transdisziplinarität muss trainiert werden.

2. Wichtig ist auch Co-Kreation, bei der Politiker, Wissenschaftlerinnen, Praktiker und Gemeinschaften auf allen Ebenen, auf denen es Probleme gibt, gemeinsam handeln. Sie müssen gemeinsam Fragen erarbeiten und Antworten geben, sich kontinuierlich verbessern, sicherstellen, dass Forschungsergebnisse für die Gesellschaft relevant sind und von Politikerinnen berücksichtigt werden. Dies ist komplex, da sich Co-Kreation von unten nach oben entwickelt und sehr unterschiedliche Gruppen involviert sind. Solche Systeme sind zwar schwierig von oben zu steuern, dafür erweisen sie sich in Krisenzeiten robust.

«Wissenschaftliche Beraterinnen zum Beispiel könnten die beste Evidenz identifizieren und kontextualisieren.»

3. Die Rollen müssen getrennt bleiben. Aktive Forschende sollten sich nicht in politische Entscheidungen einmischen, sondern diese dem demokratischen Prozess überlassen. Wissenschaftliche Beraterinnen zum Beispiel könnten die beste Evidenz identifizieren, kontextualisieren, vermitteln und Interaktionen zwischen Politik und Wissenschaft unterstützen.

Förderorganisationen wie der SNF sind bei der Umsetzung dieser drei Prinzipien wichtig. Sie unterstützen Schulungen, Co-Kreation und Rollentrennung. So bietet der SNF etwa Politikkurse für Forschende an und finanziert Programme wie das «Solution‑oriented Research for Development », in denen gemeinsam mit Politik und Gesellschaft Wissen generiert wird.

Förderorganisationen können auch Interessengruppen und Expertinnen sichtbarer machen und helfen, Interessenkonflikte einzuordnen. Schliesslich können sie bei der Evaluation von Karrieren stärker anerkennen, wenn Forschende in der Politikberatung tätig sind.