Lassen Sie das Team denken und achten Sie auf seine Meinung. | Bild: shutterstock/Matej Kastelic

Frage an Vorgesetzte: Lassen Sie das Team denken und achten Sie auf seine Meinung? | Bild: shutterstock/Matej Kastelic

Hat Ihr Chef immer das letzte Wort? Dann legen Sie ihm doch die Ergebnisse von Berno Büchel und seinem Team vor. Der Professor am Lehrstuhl für Mikroökonomie der Universität Freiburg sagt: «Es hat Vorteile, Führungspersonen zufällig zu wählen. Die hören besser zu.»

Hinter seinen Worten steckt ein Laborexperiment, für das er in einer ersten Fragerunde über 170 Probanden acht Schätzfragen stellte, jede aus einem anderen Wissensgebiet. Sie klangen etwa so: Wie viel Prozent der Erdoberfläche ist mit Wasser bedeckt? Neben einer Antwort mussten die Probanden auch angeben, wie gross dabei ihre Unsicherheit war. So konnte Büchel eruieren, wer sich gut auskannte. Und wer glaubte, sich gut auszukennen. Danach teilte er die Probanden in Viererteams ein und wählte Anführer: Entweder weil sie selbstbewusst waren, ihre Unsicherheit also sehr klein. Oder weil sie wirklich kompetent waren, ihre Antwort also besonders gut. Wieder andere wählte er zufällig.

In der zweiten Fragerunde stellte Büchel nun allen Gruppen jeweils acht Fragen aus den gleichen Themengebieten – und zwar sechsmal hintereinander. Der Anführer hatte dabei stets Einsicht in die Antworten des Teams und konnte seine Schätzungen Runde um Runde anpassen. Das Team wiederum hatte nur Einsicht in die Antworten des Anführers. So konnte Büchel erkennen, wie stark sich die Teilnehmenden von anderen beeinflussen lassen.

Das Ergebnis verblüfft: Die Teams mit den selbstbewussten Leadern erzielen insgesamt schlechtere Ergebnisse. Büchel erklärt: «Diese Leader haben zu viel Einfluss im Verhältnis zur Expertise des Teams. Zufällige Leader hingegen werden vom Team weniger überschätzt, und sie selbst achten mehr auf die Meinung des Teams. Das ist eine wichtige Führungskompetenz.» Übrigens: Die Teams mit den zufälligen Leadern schneiden gleich gut ab wie die mit den kompetenten.