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Eine Substanz, in die getränkt eine Pfeilspitze zum tödlichen Geschoss wird, war ein Toxikum. Um 1700 drang der Begriff in die Medizin ein, und ab 1800 entstand die Toxikologie, die Lehre von den Giften und ihrer Wirkung auf den Organismus. Im 19. Jahrhundert wurde das Adjektiv toxikologisch populär – im Sinne von «giftig für den Körper». Ab dem 20. Jahrhundert schlug sich die übertragene Bedeutung im Adjektiv toxisch nieder. Seit 2005 ist dieses laut der Gesellschaft für deutsche Sprache im Standardvokabular angekommen.

Toxische Männlichkeit, toxischer Feminismus, toxische Beziehungen, toxisches Arbeitsumfeld – mittlerweile können viele zwischenmenschliche Dynamiken unter das Prädikat fallen. Eine fast schon toxische Sorge vor schädigenden Kräften hat sich ausgebreitet. Kein Wunder, warnen Stimmen aus der Psychologie, es gehe dabei nur um Feindmarkierung. Der Begriff toxisch ist damit selbst zum Giftpfeil geworden. Wo das Adjektiv trifft, lähmt es oder macht fuchsteufelswild. Zeit vielleicht, es zurück in den Köcher zu tun.