Per Video soll demonstrieren werden, wie das vermeintlich supraleitende Material auf einen Magneten levitiert. | Bild: Screenshot Sciencecast

Dieses Jahr sorgte eine vermeintliche Entdeckung für einen Sturm in den sozialen Medien: Auf dem Preprint-Server Arxiv luden drei koreanische Forscher einen Artikel hoch, in dem ein Material namens LK-99 beschrieben wurde, das bei Raumtemperatur supraleitend werde – also keinen elektrischen Widerstand mehr habe. Bisher bekannte Supraleiter zeigen ihre verblüffenden Eigenschaften erst, wenn sie mit flüssigem Stickstoff auf –196 Grad Celsius heruntergekühlt werden. Entsprechend feierten sich die Autoren: «Wir glauben, unsere Entwicklung wird ein brandneues historisches Ereignis sein, das eine neue Ära der Menschheit einläutet.» Dazu publizierten sie auch ein Video, das zeigen sollte, wie das Material typisch für einen Supraleiter über einem Magneten levitiert.

«Innerhalb von zwei Wochen wurde der Artikel durch und durch widerlegt.»Philip Moriarty

Sofort kommentierten Hobbyexperten in den sozialen Medien, und Forschende versuchten, das Experiment zu replizieren – einer sogar via Livestream. Es zirkulierten unzählige Videos mit vermeintlich levitierenden Materialfetzen. Natürlich gab es rasch Parodien, etwa einen «supraleitenden » Hund, der gemütlich im Schwimmbecken «levitiert».

«Innerhalb von zwei Wochen wurde der Artikel durch und durch widerlegt», sagte Philip Moriarty auf Youtube. Der Physiker von der University of Nottingham (GB) war aufgebracht: «Das ist nicht, wie Wissenschaft funktioniert.» Der Artikel heische nach Aufmerksamkeit und enthalte grundlegende Fehler, die bereits Physikstudierende im ersten Jahr erkennen würden. «Die Glaubwürdigkeit der Wissenschaft erodiert so immer weiter.» Ähnlich sahen dies Autorinnen der Fachzeitschrift Nature Physics. Laut ihnen hätte ein klassisches Peer-Review viel unnötige Arbeit für Replizierungen gespart. Dafür sei aber die Begeisterung für die technischen Details riesig gewesen. Deswegen finden sie: «Es wäre ideal, wenn die Community einen Weg fände, ihre neuen Fans bei der Stange zu halten.»