Ob man es liked oder nicht: Der Mutterkonzern Meta legt auch Profile von Leuten an, die kein Fecebook-Konto haben. | Foto: Josh Edelson/AFP/Keystone

Die schlichte Anwesenheit von Facebook-Buttons wie etwa «Gefällt mir» oder «Teilen» auf einer Webseite erlaubt es Meta (früher Facebook), wichtige Informationen für gezielte Online- Werbung zu sammeln. Der Internetgigant kann mit Metadaten der besuchten Webseiten Schattenprofile der Surfenden erstellen. Dazu müssen diese weder auf die Buttons klicken noch ein Facebook-Konto eingerichtet haben. Mit den gesammelten Daten kann der Betreiber des sozialen Netzwerks die Internetnutzerinnen und -nutzer besser einschätzen und gezieltere Werbeinhalte platzieren. Die Daten können auch an Dritte verkauft werden.

Forschende der Universitäten Zürich, Lausanne, Yale und Berlin haben die Internetbesuche von rund 5000 Personen in den USA während eines Jahres analysiert, um die Dimensionen dieser Praxis erfassen. «Ich war erstaunt, in welchem Ausmass Facebook diese Schattenprofile nutzt», gesteht Luis Aguiar, Erstautor der Studie und Assistenzprofessor für Management der digitalen Transformation an der Universität Zürich. «Am meisten hat uns überrascht, dass es kaum einen Unterschied zwischen Facebook-Nutzenden und anderen Nutzenden gibt, was den Anteil der überwachten Besuche betrifft.»

«Ich war erstaunt, in welchem Ausmass Facebook diese Schattenprofile nutzt.»Luis Aguiar

Die Analyse ergab nämlich, dass die Meta-Gruppe 55 Prozent der Webseiten überwacht, die von Personen mit einem Facebook-Konto besucht werden, gegenüber 44 Prozent der von anderen Personen besuchten Webseiten. Diese Werte sind zudem nur wenig durch Alter, Bildung oder Sensibilisierung für Datenschutz beeinflusst. Einzig beim Geschlecht sind geringe Unterschiede festzustellen: Frauen werden häufiger überwacht als Männer, was möglicherweise darauf zurückzuführen ist, dass sie andere Webseiten besuchen.

Die Platzierung der Buttons ist übrigens nicht die einzige Methode, mit der Daten über Internetnutzerinnen und -nutzer gesammelt werden. Vielmehr werden ständig neue Techniken entwickelt, mit denen die Datenschutzbestimmungen umgangen werden können.

L. Aguiar et al: Facebook Shadow Profiles. DIW Berlin Discussion Paper No. 1998 (2022).