ERZIEHUNG
Keine Angst vor der Pubertät!
Vorurteile gegenüber der Adoleszenz könnten das Risiko erhöhen, dass Eltern diese Zeit als schwierig erleben.

Hemmungslos oder lebensfreudig? Welche Vorstellungen von ihren Teenagern Eltern haben, könnte einen Einfluss darauf haben, ob sie ein Burnout entwickeln. | Foto: Priscilla du Preez/Unsplash
Viele Eltern fürchten sich vor der Pubertät ihrer Kinder, weil sie eine schwierige Zeit erwarten. Diese negative Einstellung zur Adoleszenz könnte jedoch Schwierigkeiten erst heraufbeschwören. «In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts lag der Fokus in der Fachliteratur vor allem auf den problematischen Jugendlichen, was dazu führte, dass das Konzept der schwierigen Pubertät verallgemeinert wurde», bedauert Grégoire Zimmermann, Professor für Psychologie an der Universität Lausanne.
Obwohl neuere wissenschaftliche Erkenntnisse diesen Mythos widerlegten, hielten sich Stereotype zur schwierigen Jugendzeit hartnäckig. Zimmermann hat mit seinem Team die Ergebnisse eines Projekts veröffentlicht, in dem untersucht wurde, wie sich das Bild, das sich Eltern von der Adoleszenz machen, auf ihre Erfahrungen in dieser Phase auswirkt.
Für die Studie füllten 146 Paare mit Kindern im Alter von 14 bis 15 Jahren, die im Kanton Waadt die Schule besuchen, Fragebögen aus. Mit diesen wurden ihre Vorstellungen im Zusammenhang mit der Adoleszenz evaluiert. Dazu gehörten auch Fragen, die Überbehütung und Burnout bei Eltern betreffen. Diese beiden Phänomene seien heute sehr gut untersucht – schliesslich lebten wir in einer Zeit, «in der die Eltern vielen Zwängen unterworfen sind», wie Zimmermann betont. Ergebnis: Überbehütung korreliert positiv mit dem Risiko, dass Eltern ein Burnout entwickeln.
Eine weitere Korrelation wurde zwischen negativen Vorstellungen von der Adoleszenz, Überbehütung und Burnout bei den Eltern festgestellt. Die Studie weist keinen Kausalzusammenhang nach, zeigt aber, dass diejenigen Väter und Mütter, die sich am meisten vor der Pubertät ihrer Kinder fürchten, ein höheres Risiko haben, dass sie auch tatsächlich Probleme mit ihnen haben. «Wir möchten Eltern dazu bewegen, den Mythos der schwierigen Pubertät zu hinterfragen und dieser Zeit mit einer anderen Haltung entgegenzusehen: Es ist wichtig, dass sie den Blickwinkel so erweitern, dass sie auch Dinge wahrnehmen, die gut laufen.»