«Für die Wissenschaft ist der Krieg verheerend», sagt Laura Bernardi, Vizepräsidentin des Nationalen Forschungsrats des Schweizerischen Nationalfonds. | Foto: Université de Lausanne

Wer in der Galleria Palatina in Florenz das Gemälde «Die Folgen des Krieges» (1637 – 38) von Paul Rubens bewundert, kann erkennen, dass Kriegsgott Mars eine Frau mit Laute und einen Mann mit Kompass überwältigt. Sie stehen für Kunst und Wissenschaft. Diese Allegorie bekommt angesichts des aktuellen Krieges in Europa neues Gewicht.

«Wenn Mars zu den Waffen greift, wirft das lange Schatten auf die Zukunft der Forschung.»

Auch für die Wissenschaft ist der Krieg verheerend. Die Forschenden und ihre Arbeit sind in Gefahr. Dank ihrer internationalen Ausrichtung reagierte die Wissenschaft weltweit rasch und solidarisch. Der Schweizerische Nationalfonds war sehr schnell und stellte bisher neun Millionen Franken für Forschende auf der Flucht bereit. Solche Entscheide sind in einer Notsituation zentral. Doch könnten wir die Betroffenen noch besser unterstützen? Vielleicht, indem wir die langfristigen Folgen angehen:

  1. Wir könnten helfen, Daten zu sichern und physische Infrastrukturen zu schützen. Die Übertragung und Speicherung digitalisierter Daten hat ebenso wie die Evakuierung unersetzlicher Sammlungen eine hohe Priorität, da diese sonst zerstört werden könnten.
  2. Wir könnten nach dem Krieg die Wiedereingliederung von Forschenden unterstützen, die das Land verlassen hatten, und die Zusammenarbeit mit Forschenden in kriegsversehrten Gebieten fördern. Die derzeitige kurzfristige Unterstützung für gefährdete Forschende könnte längerfristig zu einem Braindrain führen und die Kapazitäten in den Konfliktgebieten substanziell schmälern. Entsprechende Förderinstrumente könnten dem entgegenwirken.
  3. Wir könnten die Zusammenarbeit mit Forschenden, die sich gegen den Krieg ihrer Regierung stellen, weiterführen. Viele russische Forschende verurteilen den Krieg. Die internationale Gemeinschaft ist in dieser Frage gespalten: Sollen diese Forschenden unterstützt oder soll jegliche Zusammenarbeit verweigert werden? Für die erste Position gibt es gute Gründe: Dazu gehört, dass junge Forschende stärker gefährdet sind. Wenn wir sie motivieren, in der Wissenschaft zu bleiben, unterstützen wir damit die Zukunft der Forschung.
  4. Wir könnten die Forschungsvielfalt erhalten und vermeiden, dass infolge des allgemeinen Drucks zu höheren Militärausgaben die Investitionen in nicht kriegsbezogenen Forschungsbereichen reduziert werden.

Wenn Mars zu den Waffen greift, wirft das lange Schatten auf die Zukunft der Forschung. Um diese Schatten zu vertreiben, braucht es eine klare Politik für die Unterstützung der Forschung nach dem Krieg.