Leuchtende Bakterien im Innern zeugen vom beschädigten Immunsystem der Fruchtfliege. | Foto: zVg

Die in den 1980er-Jahren bei Insekten entdeckten antimikrobiellen Peptide sind wichtige Akteure der angeborenen oder unspezifischen Immunität. Diese gibt es bei allen lebenden Organismen, sie ist die erste Verteidigungslinie der Immunabwehr. Die Arbeiten der Gruppe von Bruno Lemaitre, Immunologe an der EPFL, zeigen eine ungeahnte Komplexität und Spezifität dieser Peptide beim Kampf gegen Eindringlinge wie Bakterien und Pilze.

Bisher nahm man an, dass – im Gegensatz zur adaptiven Immunität der Wirbeltiere, die sich auf spezifische Antikörper, Lymphozyten und Gedächtniszellen stützt – die angeborene Immunität unabhängig vom Eindringling arbeitet. «Antimikrobielle Peptide sind ein universeller Abwehrmechanismus: Durch ihre positive Ladung erzeugen sie in negativ geladenen Bakterien Poren», erklärt Lemaitre. «Wir konnten nun jedoch bei Taufliegen zeigen, dass bestimmte Peptide spezifische Wirkmechanismen aufweisen. Sie verhalten sich wie Projektile, die auf bestimmte Bakterien und vor allem Pilze zielen.»

«Wir könnten mehr über die krebshemmenden Eigenschaften von antimikrobiellen Peptiden oder ihre Rolle bei neurodegenerativen Erkrankungen herausfinden.»Bruno Lemaitre

Diese Peptide erweisen sich gemäss Lemaitre als vielversprechende Studienobjekte: «Wenn wir mehr über ihre Wirkungsweise wissen, können wir auch die Krankheiten besser verstehen, mit denen Insekten zu kämpfen haben. Da es diese Peptide auch beim Menschen gibt, könnten sie überdies den Weg zu neuartigen Antibiotika ebnen, wir könnten mehr über ihre krebshemmenden Eigenschaften oder ihre Rolle bei neurodegenerativen Erkrankungen herausfinden.»

A. Carboni et al.: Cecropins contribute to Drosophila host defence against fungal and Gram-negative bacterial infection. bioRxiv (2021)