Mäuseneuronenzellen wie ein Gedicht. Um die ganze Schönheit der Zellen zu zeigen, musste ihre Dichte reduziert werden. | Foto: Nicolas Antille EPFL

Wie ein Unterwasserdschungel voller Korallen mit feinsten Verästelungen: Hier ist aber nicht das Resultat eines Tauchgangs zu sehen, sondern die Visualisierung eines Neuronenwalds. Nicolas Antille von der EPFL hat sie von einer Computersimulation eines Mausgehirns erstellt. Damit hat er sich bei der Publikumswahl des SNF-Bilderwettbewerbs durchgesetzt, bei der aus allen eingereichten Bildern der vergangenen fünf Jahre ein Sieger gesucht wurde. «Dieser Preis ist das Beste, was ich mir wünschen konnte», so Antille.

«Bei der visuellen Umsetzung lasse ich mich von Renaissance-Werken inspirieren, von deren Farben, Licht und Kontrasten.»Nicolas Antille

Der Ingenieur hat sich auf wissenschaftliche Visualisierung spezialisiert, indem er Forschung, Technik und Design kombiniert. «Es ist mir sehr wichtig, Wissenschaft zugänglich zu machen, ohne dabei die Komplexität der Materie auszublenden », sagt er. Rund zwei Wochen hat er am «Neuronenwald» gearbeitet. «Das Bild ist das letzte Glied in einer Kette von Aktivitäten vieler verschiedener Forschender», erklärt er. Die einen erfassen individuelle Neuronen, andere messen deren Aktivität, wieder andere schaffen Atlasse, wie eine Landkarte des Hirns. Zunächst erstellt Antille mit einem eigens von ihm entwickelten Programm aus den gegebenen vereinfachten Daten 3D-Rekonstruktionen der Neuronen. Danach kommt der Künstler in ihm zum Zug: «Bei der visuellen Umsetzung lasse ich mich von Renaissance-Werken inspirieren, von deren Farben, Licht und Kontrasten.» Dabei muss er die Dichte der Zellen reduzieren, denn: «Wenn ich alle Neuronen zeigen würde, wäre es eine Mauer, man würde die Schönheit und die Architektur nicht sehen.»

Forschende nutzen Visualisierungen als Instrument, um ihre Modelle zu überprüfen. Aber Antille will damit eine Geschichte erzählen, um möglichst viele Menschen zu erreichen. «Damit kämpfen viele: Sie betreiben grossartige Forschung, aber wissen nicht, wie sie sie zeigen sollen. Ihre Reaktion auf mein Bild war: ‹Wow, wir machen ja wirklich tolle Sachen!›»