Huma Khamis Madden arbeitet als Journalistin für die Sendung CQFD, das Format für Wissenschaft und Gesundheit von RTS La Première. | Foto: zVg

 

Huma Khamis Madden ist Wissenschaftsjournalistin bei RTS La Première. Als Vizepräsidentin des Schweizer Klubs für Wissenschaftsjournalismus engagiert sie sich für ihren Berufsstand, der sich zurzeit als besonders wichtig erweist, dessen Mitglieder aber zu den Ersten gehören, die wegen der Medienkrise geopfert werden.

Huma Khamis Madden, die Pandemie zeigte die Bedeutung des Wissenschaftsjournalismus. Eine Bestätigung für Sie?

Nein, ich spürte eher eine grosse Frustration, weil die Zahl der Wissenschaftsjournalistinnen und -journalisten seit zehn Jahren kontinuierlich abnimmt. Das macht die Aufgabe, der Bevölkerung die Wissenschaft näherzubringen, nicht einfacher. Die Pandemie ist ein gutes Beispiel: Zu Beginn wollten wir die Basisreproduktionszahl R0 in einem Beitrag thematisieren, waren uns aber nicht sicher, ob wir dieses komplexe Konzept mit unseren beschränkten Ressourcen erklären können.

Wie viele Wissenschaftsjournalistinnen arbeiten bei RTS?

Bei der Sendung CQFD sind wir zwölf Leute mit insgesamt sieben Vollzeitpensen. Während der Spitze der Pandemie waren zwei Stellen ausschliesslich mit dem Thema Corona beschäftigt. Für das aktuelle Geschehen wurden die Ressourcen verdreifacht, was positiv war. Aber viele Medien haben keine Wissenschaftsjournalisten.

Nimmt das die Öffentlichkeit denn wahr?

Ich glaube ja. Unsere Sendungen hatten während der Spitze der Pandemie ein sehr grosses Publikum. Wir erhielten viele Nachrichten und Fragen. Im Grunde ist klar: Es braucht spezialisierte Journalisten für Sport, Wetter, Wirtschaft – und für Zusammenhänge rund um Hydroxychloroquin und Impfstoffe.

«Bestimmte Gratismedien wie etwa 20 Minuten haben nicht die Mittel, solche Themen abzudecken.»

Hat sich Ihr Status in der Redaktion verbessert?

Ja. Wir wurden häufiger zu Rate gezogen, weil Kolleginnen Orientierungshilfe im Dschungel der Informationen brauchten. Wie vertrauenswürdig ist diese Publikation? Worin unterscheidet sich eine Meldung über ein Preprint von einer über einen Artikel mit Peer-Review?

Zerstören kostenlose Publikationen wie Horizonte oder Beiträge von SRF/RTS den Wissenschaftsjournalismus?

Nichts ist gratis. RTS oder Horizonte sind öffentliche Medien, die durch die Steuerzahlenden finanziert werden. Aber bestimmte Gratismedien wie beispielsweise 20 Minuten haben nicht die Mittel, solche Themen abzudecken.

Welches Fachwissen ist in Zukunft nötig?

Die nächsten Herausforderungen sind Umwelt und Ökologie. Ich möchte aber andere Themen nicht ausschliessen – die Forschung in der Schweiz ist enorm vielfältig. Wissenschaftsjournalismus muss eine Selbstverständlichkeit werden, die nicht der Fachpresse vorbehalten ist.