Die Forschenden sollten lernen, mit Kommunikationsleuten zusammenzuarbeiten, findet Emmanuelle Giacometti vom «espace des inventions» in Lausanne.| Bild: Francesca Palazzi

Seit 2018 verleiht der Schweizerische Nationalfonds (SNF) zusammen mit Swissnex San Francisco einen Preis an ein Forschungsprojekt, das eine breite Öffentlichkeit erreichen kann: Optimus Agora. Nun hat der Europäische Forschungsrat (ERC) mit dem «Public Engagement with Research Award» einen ähnlichen Preis lanciert.

Emmanuelle Giacometti, der ERC hat einen neuen Preis für öffentliches Engagement lanciert. Hat die Gemeinschaft der Forschenden nun also verstanden, wie wichtig diese Kommunikation ist?

Der Preis ist ein deutliches Zeichen dafür, dass sich etwas bewegt. Ja, ich glaube, die Wissenschaft hat inzwischen wirklich verstanden, dass sie erklären muss, was sie tut.

Der SNF vergibt seit vergangenem Jahr den Preis Optimus Agora, der Forschende auszeichnet, die ihre Arbeit einem Laienpublikum vermitteln. Wurde der ERC davon inspiriert?

Ich habe keine Ahnung, ob Optimus Agora als Vorbild gedient hat. Aber ich war sehr glücklich, als ich hörte, dass eine bedeutende europäische Institution das Gleiche tut wie wir. Das zeigt: Kommunikation ist keine Nebensache.

Der neue Preis des ERC hat drei Kategorien: Öffentlichkeitsarbeit, Presse- und Medienarbeit sowie Online und soziale Medien. Eine Idee auch für Optimus Agora?

Bei uns zählt im Wesentlichen die Öffentlichkeitsarbeit. Es geht selten um die Zusammenarbeit mit Journalisten oder einen Auftritt in den sozialen Medien.

«Der Preis Optimus Agora ist Teil der aktuellen Bewegung hin zu einer für die Gesellschaft offeneren Wissenschaft.»

Bringt Optimus Agora Gesellschaft und Wissenschaft erfolgreich zusammen?

Es ist noch zu früh, um das beurteilen zu können. Aber ich denke, dass es uns gelingt, die Forschenden zu motivieren, dass sie auch in der Kommunikation gute Arbeit leisten wollen. Ein Preis allein genügt natürlich nicht. Aber er ist Teil der aktuellen Bewegung hin zu einer für die Gesellschaft offeneren Wissenschaft.

Was sollten Forschende noch tun, um besser gehört zu werden?

Das ist eine schwierige Frage, denn Forschende stehen bereits sehr stark unter Druck. Sie müssen publizieren und exzellente Wissenschaft betreiben. Kommunikation ist eine ganz andere Arbeit. Die Forschenden sollten vor allem lernen, mit Kommunikationsleuten zusammenzuarbeiten. Denn sie brauchen Übersetzer, um von einer breiten Öffentlichkeit verstanden zu werden. Das muss man ihnen immer und immer wieder sagen.

Oft haben Forschende vor allem ihre Kollegen im Hinterkopf und wollen ihnen zeigen, dass sie alles richtig machen.

Genau! Aber das ist nicht das gleiche Zielpublikum. Man darf nicht die gleichen Wörter benutzen, um verstanden zu werden. Oft vergessen Forschende, mit wem sie reden, und dann wirkt ihre Arbeit uninteressant. Es muss gelingen, Forschung attraktiv zu kommunizieren.