Bild: Valérie Chételat

Jasagt der Doktorvater Volker Thiel.

Bild: Valérie Chételat

Neinsagt der ehemalige Doktorand Philip V’kovski.
Wenn man von Doktorierenden mehr erwartet als in einem geregelten Beruf, würde dies implizieren, dass es sich dabei um einen ungeregelten Beruf handelt. Dies hiesse gleichzeitig, dass in andern Berufen nicht so hart gearbeitet würde. Das ist nicht der Fall: Viele Berufe mit ambitionierten Karrierezielen fordern ähnlich viel Einsatz. In beiden Fällen gelten die gesetzlichen Grundlagen – allem voran das Arbeitsrecht.

Speziell an einer Dissertation ist, dass die Doktorierenden oft zum ersten Mal eine geregelte Anstellung haben. Sie sind hoch motiviert und wollen dem eigenen Anspruch gerecht werden, innovativ, eigenständig und erfolgsorientiert zu arbeiten. Ein weiterer Unterschied liegt in der Natur der Forschung. Eine Dissertation heisst Neuland zu beschreiten, und dementsprechend gibt es im Vergleich zu geregelten Berufen keine Anweisung, wie ein Ziel erreicht werden kann. Gescheiterte Experimente können schnell zu Frustration führen, und Doktorierende versuchen dies oft mit mehr und härterer Arbeit zu kompensieren.

Zudem stehen sie in direkter Konkurrenz zu anderen Doktorierenden – national und international –, die mit dem gleichen Karriereziel starten und später Konkurrenten für die wenigen Stellen in der akademischen Forschung oder Industrie sind. Dieser Mix aus hoher Motivation, Zukunftsängsten und eigenen Ansprüchen führt oft dazu, dass Doktorierende nicht nur das Gefühl haben, härter arbeiten zu müssen, sondern dies auch häufig tun.

Für Betreuer ist es deshalb wichtig, Druck aus dem Kessel zu nehmen, um die Doktorierenden vor sich selbst zu schützen. Denn diese leisten hervorragende Arbeit. Sie stellen nicht nur sicher, dass unsere Forschung international auf einem hohen Standard kompetitiv ist, sie stellen auch die zukünftige Generation der Forschenden.

«Der hohe Druck soll nicht dazu führen, dass die Reise in die Forschung schon nach der Doktorarbeit zu Ende ist.»

Eine Promotion wird in der Regel schneller und leichter erreicht, als die PhD-Studierenden denken. Wenn ich an meine Zeit als Doktorand zurückdenke, hatte ich auch oft das Gefühl, nicht genug voranzukommen und diesen Umstand durch mehr Arbeit ausgleichen zu müssen. Wichtiger war allerdings, die richtige Balance im Leben zu finden. Das hat länger gedauert, als mir lieb war. Ich habe dann erstaunt festgestellt, dass ich nicht weniger produktiv oder weniger erfolgreich war, wenn ich dem Privatleben genügend Raum gelassen habe. Es ist oft wichtiger, diese Erfahrung an die Doktorierenden weiterzugeben als Fachwissen. Die Reise in die Forschung soll ja nicht schon nach der Doktorarbeit zu Ende sein.

Volker Thiel war Doktorvater von Philip V’kovski. Er ist seit 2014 Leiter der Abteilung Virologie am Institut für Virologie und Immunologie und Professor an der Universität Bern.

Als Doktorand am Forschungsprozess beteiligt zu sein und seine Leidenschaft zum Beruf machen zu können, ist ein ausserordentliches Privileg. Das erfordert auch ausserordentliche Opfer.

Junge Forschende sind einem starken Wettbewerb ausgesetzt. Sie streben nach einer festen Anstellung an einer Hochschule, versuchen ihre Forschungsergebnisse in renommierten wissenschaftlichen Fachzeitschriften zu veröffentlichen und kämpfen um Fördergelder für ihre Projekte. Dieser Kompetitivität können sich auch Doktorierende nicht entziehen.

Denn bereits die ersten wissenschaftlichen Schritte von Doktorierenden sind wegweisend für die weitere Laufbahn, wodurch sie unter Erfolgszwang stehen. Sie müssen schnell gute und interessante Resultate vorweisen können. Sie vergleichen diese zwangsläufig mit denen anderer, auf demselben Gebiet tätiger Forschungsgruppen. Es gehört also zum Geschäft, sich selbst immer wieder unter Druck zu setzen.

Eine Dissertation ist kein normaler Job: Misserfolge zum Beispiel gehören zum täglichen Los. Da sind starke Nerven gefragt. Auf dem Weg zu einem PhD muss man sich immer wieder aus seiner Komfortzone herausbewegen und als Autodidakt eigenständig multidisziplinäre Aufgaben lösen. Es ist quasi Teil der Jobbeschreibung, dass man unzählige Überstunden leistet, um die Zeit zu kompensieren, die man mit erfolglosen Versuchen verloren hat.

«Bereits die ersten wissenschaftlichen Schritte sind wegweisend für die weitere Laufbahn der Doktorierenden.»

Letztlich ist ein Doktorat eine universitäre Ausbildung. Die Anforderungen der Doktorierendenschule umfassen nicht nur theoretisches und praktisches Fachwissen im gewählten Thema, sondern auch die Teilnahme an einer Reihe von universitären Prüfungen, wissenschaftlichen Workshops und Konferenzen.

Doktoranden arbeiten also in einem Beruf, der höhere Anforderungen stellt als andere, weil sie in zwei gegensätzlichen Welten unterwegs sind: mit einem Fuss stehen sie schon im kompetitiven Berufsleben, mit dem anderen noch im Studentendasein. In diesem ungewöhnlichen Umfeld sollen sie nun ihren Platz als unabhängige Forschende finden, den Grundstein für ihre wissenschaftliche Karriere legen, sich eigene Chancen und Möglichkeiten schaffen und für die weitere Laufbahn dienliche Beziehungen aufbauen. Ist dies der Mühe trotzdem wert? Auf jeden Fall!

Philip V’kovski promovierte zwischen 2014 und 2018 am Institut für Virologie und Immunologie der Universität Bern in der Gruppe von Volker Thiel, wo er heute als Postdoc forscht.

Bild: Valérie Chételat

Jasagt der Doktorvater Volker Thiel.

Wenn man von Doktorierenden mehr erwartet als in einem geregelten Beruf, würde dies implizieren, dass es sich dabei um einen ungeregelten Beruf handelt. Dies hiesse gleichzeitig, dass in andern Berufen nicht so hart gearbeitet würde. Das ist nicht der Fall: Viele Berufe mit ambitionierten Karrierezielen fordern ähnlich viel Einsatz. In beiden Fällen gelten die gesetzlichen Grundlagen – allem voran das Arbeitsrecht.

Speziell an einer Dissertation ist, dass die Doktorierenden oft zum ersten Mal eine geregelte Anstellung haben. Sie sind hoch motiviert und wollen dem eigenen Anspruch gerecht werden, innovativ, eigenständig und erfolgsorientiert zu arbeiten. Ein weiterer Unterschied liegt in der Natur der Forschung. Eine Dissertation heisst Neuland zu beschreiten, und dementsprechend gibt es im Vergleich zu geregelten Berufen keine Anweisung, wie ein Ziel erreicht werden kann. Gescheiterte Experimente können schnell zu Frustration führen, und Doktorierende versuchen dies oft mit mehr und härterer Arbeit zu kompensieren.

Zudem stehen sie in direkter Konkurrenz zu anderen Doktorierenden – national und international –, die mit dem gleichen Karriereziel starten und später Konkurrenten für die wenigen Stellen in der akademischen Forschung oder Industrie sind. Dieser Mix aus hoher Motivation, Zukunftsängsten und eigenen Ansprüchen führt oft dazu, dass Doktorierende nicht nur das Gefühl haben, härter arbeiten zu müssen, sondern dies auch häufig tun.

Für Betreuer ist es deshalb wichtig, Druck aus dem Kessel zu nehmen, um die Doktorierenden vor sich selbst zu schützen. Denn diese leisten hervorragende Arbeit. Sie stellen nicht nur sicher, dass unsere Forschung international auf einem hohen Standard kompetitiv ist, sie stellen auch die zukünftige Generation der Forschenden.

«Der hohe Druck soll nicht dazu führen, dass die Reise in die Forschung schon nach der Doktorarbeit zu Ende ist.»

Eine Promotion wird in der Regel schneller und leichter erreicht, als die PhD-Studierenden denken. Wenn ich an meine Zeit als Doktorand zurückdenke, hatte ich auch oft das Gefühl, nicht genug voranzukommen und diesen Umstand durch mehr Arbeit ausgleichen zu müssen. Wichtiger war allerdings, die richtige Balance im Leben zu finden. Das hat länger gedauert, als mir lieb war. Ich habe dann erstaunt festgestellt, dass ich nicht weniger produktiv oder weniger erfolgreich war, wenn ich dem Privatleben genügend Raum gelassen habe. Es ist oft wichtiger, diese Erfahrung an die Doktorierenden weiterzugeben als Fachwissen. Die Reise in die Forschung soll ja nicht schon nach der Doktorarbeit zu Ende sein.

Volker Thiel war Doktorvater von Philip V’kovski. Er ist seit 2014 Leiter der Abteilung Virologie am Institut für Virologie und Immunologie und Professor an der Universität Bern.

 


Bild: Valérie Chételat

Neinsagt der ehemalige Doktorand Philip V’kovski.

Als Doktorand am Forschungsprozess beteiligt zu sein und seine Leidenschaft zum Beruf machen zu können, ist ein ausserordentliches Privileg. Das erfordert auch ausserordentliche Opfer.

Junge Forschende sind einem starken Wettbewerb ausgesetzt. Sie streben nach einer festen Anstellung an einer Hochschule, versuchen ihre Forschungsergebnisse in renommierten wissenschaftlichen Fachzeitschriften zu veröffentlichen und kämpfen um Fördergelder für ihre Projekte. Dieser Kompetitivität können sich auch Doktorierende nicht entziehen.

Denn bereits die ersten wissenschaftlichen Schritte von Doktorierenden sind wegweisend für die weitere Laufbahn, wodurch sie unter Erfolgszwang stehen. Sie müssen schnell gute und interessante Resultate vorweisen können. Sie vergleichen diese zwangsläufig mit denen anderer, auf demselben Gebiet tätiger Forschungsgruppen. Es gehört also zum Geschäft, sich selbst immer wieder unter Druck zu setzen.

Eine Dissertation ist kein normaler Job: Misserfolge zum Beispiel gehören zum täglichen Los. Da sind starke Nerven gefragt. Auf dem Weg zu einem PhD muss man sich immer wieder aus seiner Komfortzone herausbewegen und als Autodidakt eigenständig multidisziplinäre Aufgaben lösen. Es ist quasi Teil der Jobbeschreibung, dass man unzählige Überstunden leistet, um die Zeit zu kompensieren, die man mit erfolglosen Versuchen verloren hat.

«Bereits die ersten wissenschaftlichen Schritte sind wegweisend für die weitere Laufbahn der Doktorierenden.»

Letztlich ist ein Doktorat eine universitäre Ausbildung. Die Anforderungen der Doktorierendenschule umfassen nicht nur theoretisches und praktisches Fachwissen im gewählten Thema, sondern auch die Teilnahme an einer Reihe von universitären Prüfungen, wissenschaftlichen Workshops und Konferenzen.

Doktoranden arbeiten also in einem Beruf, der höhere Anforderungen stellt als andere, weil sie in zwei gegensätzlichen Welten unterwegs sind: mit einem Fuss stehen sie schon im kompetitiven Berufsleben, mit dem anderen noch im Studentendasein. In diesem ungewöhnlichen Umfeld sollen sie nun ihren Platz als unabhängige Forschende finden, den Grundstein für ihre wissenschaftliche Karriere legen, sich eigene Chancen und Möglichkeiten schaffen und für die weitere Laufbahn dienliche Beziehungen aufbauen. Ist dies der Mühe trotzdem wert? Auf jeden Fall!

Philip V’kovski promovierte zwischen 2014 und 2018 am Institut für Virologie und Immunologie der Universität Bern in der Gruppe von Volker Thiel, wo er heute als Postdoc forscht.