Fehler vermeiden: Vorgesetzte sollten die Mitarbeitenden um ihre Meinung fragen. | Bild: Fotolia/Jacob Lund

Der 20-jährige Patient in der Notaufnahme ist nach einem Autounfall schwer verletzt. Die Chirurgin will sofort ein Computertomogramm anfertigen lassen. Das allerdings könnte dem Patienten schwer schaden, da Atmung und Kreislauf nicht stabil sind. Die anwesenden Assistenzärzte und Pflegekräfte müssen also der Chirurgin widersprechen. Werden sie es tun? Das war die entscheidende Frage für die promovierte Psychologin Mona Weiss von der Universität Leipzig. Glücklicherweise war der Patient nur eine Puppe. Und Mona Weiss hatte die Mitarbeitenden vor der Simulation darin geschult, im Notfall Einspruch zu erheben, was diese nach dem Training auch tatsächlich häufiger taten als davor.

Widerspruch kann einem Patienten das Leben retten oder eine Firma vor Fehlentscheidungen bewahren. Aber viele Mitarbeitende trauen sich nicht. Dabei kann konstruktive Kritik dazu führen, dass man eher wertgeschätzt wird, wie die Forscherin in mehreren Studien herausgefunden hat. So instruierte sie vor einem Rollenspiel das jüngste Teammitglied, bei einer Besprechung eine andere Werbestrategie zu verfechten als die Altgedienten. «Assistierenden, die ihre Meinung sagten, wurde mehr Respekt entgegengebracht, sie wurden als leistungsstärker eingeschätzt, und die anderen wollten lieber mit ihnen zusammenarbeiten als mit solchen, die ihre Kritik und Ideen nicht äusserten.»

Ausserdem haben Vorgesetzte einen grossen Einfluss auf ihre Angestellten. «Die Art und Weise, wie sie kommunizieren, prägt die gesamte Organisationskultur», sagt Weiss. Wenn Führungskräfte nach der Meinung ihrer Mitarbeitenden fragen und eher «wir» als «ich» sagen, werden diese eher Ideen einbringen und Fehler ansprechen».