Der Komet Tschurjumow schleudert Gas und Staub in den Weltraum, während er von der Raumsonde Rosetta dabei beobachtet wird. | Foto: ESA / Rosetta / MPS for OSIRIS Team MPS / UPD / LAM / IAA / SSO / INTA / UPM / DASP / IDA

Explosionen in unterirdischen Hohlräumen geben Aufschluss über das verborgene Innenleben von Kometen, die vor Milliarden Jahren am äussersten Rand des Sonnensystems als Klumpen aus Eis, Staub und Gestein entstanden. «Es sind Zeitkapseln, in deren Innerem sich Material aus der Frühzeit des Sonnensystems verbirgt und die uns mehr über dessen Entstehung und Entwicklung verraten können», erklärt Daniel Müller vom Bereich Weltraumforschung der Universität Bern.

Nur bleibt das Innere weitgehend verborgen, wenn Kometen mit Teleskopen und Raumsonden untersucht werden. Einzig die Oberfläche, der Schweif und die sogenannte Koma – eine Art Miniatmosphäre – lassen sich analysieren. Aufschluss über das Innenleben könnten Explosionen auf der Oberfläche bieten. «Diese wurden schon auf einigen Kometen beobachtet », sagt Müller. «Doch bisher war die Genauigkeit der Daten zu gering, um zu verstehen, was bei einem solchen Ausbruch geschieht.»

«Kometen ähneln also eher einem Emmentaler.»Daniel Müller

Die Rosetta-Mission zum Kometen 67P/Tschurjumow-Gerassimenko bot eine einmalige Gelegenheit, die explosive Oberfläche aus nächster Nähe zu studieren. Als die Raumsonde 2015 den Kometen während seiner sonnennächsten Phase begleitete, konnten rund 30 Ausbrüche mit Kameras und einige davon mit Massenspektrometer erfasst werden. «So konnten wir die Veränderung der Gaszusammensetzung in der Koma während eines Ausbruchs messen.» Manchmal entstanden die Ausbrüche durch verdampfendes Eis. Oft war jedoch Kohlendioxid im Spiel. «Es wäre möglich, dass dabei Hohlräume unter grossem Druck bersten und Material ins All schleudern», erklärt Müller. Bei 67P wurde die mögliche Grösse der Hohlräume auf bis zu 500 000 Kubikmeter berechnet – etwa ein Fünftel so gross wie die Cheops-Pyramide. «Kometen ähneln also eher einem Emmentaler», sagt Müller.

Offen bleibt, wie die Hohlräume entstehen. «Es könnte mit den häufigen und starken Temperaturschwankungen unter der Oberfläche des Kometen zu tun haben.» Mit Experimenten im Labor oder der 2029 startenden Comet Interceptor Mission der ESA erhofft man sich weitere Erkenntnisse.

D. R. Müller et al.: Land of gas and dust – exploring bursting cavities on comet 67P. Monthly Notices of the Royal Astronomical Society (2025)