BRAIN DRAIN
Run auf Spitzenleute aus den USA
Traurige Chance, die es zu packen gilt oder besser die Leute vor Ort unterstützen: Wie Europa auf die Situation der Forschenden in den USA reagiert.

Im Rahmen des nationalen Stand Up for Science am 7. März 2025 protestieren Menschen in Chicago gegen die Wissenschaftspolitik der Trump-Regierung. | Foto: Nam Y. Huh / Keystone
«Die amerikanischen Universitäten und ihre Forschenden sind die grössten Opfer dieser politischen und ideologischen Einmischung», erklärt Jan Danckaert, Rektor der Vrije Universiteit Brussel, dem britischen Guardian. Deswegen habe seine Hochschule zwölf Stellen für internationale Postdocs geschaffen. «Wir halten es für unsere Pflicht, den Kolleginnen aus den USA zu helfen.»
Pragmatischer drückt es Yasmine Belkaid, Direktorin des Pasteur-Instituts in Paris, aus. Sie erhalte täglich Anfragen von Leuten, die zurückkommen wollen: Franzosen, Europäerinnen oder sogar US-Amerikaner. «Man könnte es eine traurige Chance nennen, trotzdem ist es eine Chance.» Stimmen aus der europäischen Politik zeigen: Der Run auf die Spitzenkräfte aus der US-Wissenschaft ist eröffnet. So wollen etwa die Niederlande die Gelegenheit mit einem Fonds für internationale Forschende beim Schopf packen. Laut Bildungsminister Eppo Bruins besteht weltweit eine grosse Nachfrage nach Topleuten. «Gleichzeitig verändert sich das geopolitische Klima, was die Mobilität von Forschenden erhöht.» Mehrere europäische Länder bemühten sich jetzt um internationale Talente. «Die Niederlande sollen dabei weiterhin eine Vorreiterrolle einnehmen.»
Ähnliche Voten zitiert der Tagesspiegel in Deutschland: Von einer Riesenchance spreche Politikberaterin Ulrike Malmendier. Und Max-Planck-Präsident Patrick Cramer finde: «Die USA sind für uns ein neuer Talentpool.» Der Autor des Beitrags, Jan-Martin Wiarda, mahnt jedoch inmitten der Goldgräberstimmung: «Die wissenschaftspolitische Debatte sollte sich darauf konzentrieren, wie den vielen Forschenden in den USA geholfen werden kann, die nicht weggehen wollen. Sind sie erst weg, wird der Kampf um Demokratie und Wissenschaftsfreiheit noch aussichtsloser.»