ZOOLOGIE
Menschen können Tiere verstehen – ein bisschen
Kleine Freude oder grosse Angst? Menschen können aus Tierlauten heraushören, welche Gefühle dahinterstecken. Je nach Tierart mehr oder weniger gut.

Ob das Shetlandpony uns wohl auslacht? Die Tierart spielt eine grosse Rolle dabei, wie gut Menschen positive oder negartive Laute voneinander unterscheiden können. | Foto: Keystone
Mensch und Tier, die sich unterhalten: Das ist der Stoff, aus dem Bücher und Filme gemacht sind. Doch auch im realen Leben verstehen wir zumindest teilweise, was ein Schwein oder ein Pferd sagen will, wenn es grunzt oder wiehert. Das zeigt eine Studie an der ETH Zürich. Elodie Briefer, die heute an der Universität Kopenhagen in Dänemark forscht, und ihr Team nahmen Laute von sechs Tierarten auf, die sich in unterschiedlichen Gefühlszuständen befanden: domestiziertes Pferd, wild lebendes Przewalski-Pferd, Schwein, Ziege, Rind und Wildschwein.
Kurze Sequenzen dieser Tierlaute spielten sie 1024 Freiwilligen vor. Die Befragten unterschieden in rund 54 Prozent der Fälle starke von schwachen Emotionen korrekt. Und in rund 55 Prozent der Fälle erkannten sie, ob eine Emotion positiv oder negativ war − nur knapp besser als ein Zufallsergebnis von fünfzig Prozent. «Diese Aufgabe war schwierig», sagt Elodie Briefer. «Die Sequenzen waren nur rund zwei Sekunden lang und sehr ähnlich.»
Um welche Tierart es sich handelt, spielte keine grosse Rolle für die Erkennungsraten der Intensität der Emotionen. Bei der Art der Emotion dagegen war dies entscheidend: Während 64 Prozent erkannten, ob das Wiehern eines Pferdes positiv oder negativ war, lag die Rate beim Przewalski-Pferd nur bei 33 Prozent. Laut Briefer zeigt dies, dass die Lautsprache von intensiven Emotionen, etwa Warnrufe, sich in der Evolution nicht stark verändert hat. «Negative und positive Emotionen dagegen sind artspezifischer.»
Befragte, die mit Tieren arbeiteten und sie besser kannten, schnitten in der Studie denn auch besser ab. Das Lernen der Tierlaute sei wohl relativ einfach, sagt Briefer. «Wenn ich mit Studierenden übe, springt die Erkennungsrate von fünfzig Prozent am Anfang einer Lektion auf siebzig Prozent am Ende der Lektion.» Mit entsprechendem Training könnten in Zukunft vielleicht auch Landwirtinnen und Haustierhalter lernen, ihre Tiere noch besser zu verstehen.