Catherine Gilbert spürt auf Facebook und Instagram Falschaussagen auf und belegt zusammen mit einem internationalen Team, dass und warum diese falsch sind. | Foto: zVg

Catherine Gilbert, was macht eine ­Verification Officer?

Ich überprüfe, ob die Behauptungen in Social-Media-Posts korrekt sind. In enger Kooperation mit der Deutschen Presseagentur DPA und der Austria Presseagentur APA schreiben wir Faktenchecks vor allem für Meta. 2022 haben wir auch Schulungen zur digitalen Verifikation für Schweizer Medienschaffende durchgeführt. Dieses Projekt wurde von Google unterstützt.

Wie funktionieren die Faktenchecks?

Wir bekommen per KI von Meta verdächtige Posts zugespielt oder recherchieren selbst. Geprüft werden Tatsachenbehauptungen. Unsere Rechercheergebnisse werden dann online veröffentlicht und mit dem Social-Media-Post verlinkt. Die Entscheidung, welche Inhalte überprüft werden, fällen wir komplett eigenständig.

«Während der Pandemie waren für uns besonders Preprints ohne Peer-Review ein Problem.»

Oft werden auch wissenschaftliche Studien verlinkt. Wie gehen Sie da vor?

Wir schauen, ob die Person hinter dem Post einen Bezug zu bestimmten sozialen Bewegungen hat. Manche der zitierten Studien sind so fachspezifisch, dass wir sie auch nicht verstehen und wir bei Expertinnen und Experten nachfragen müssen. So gelingt es vielfach aufzuzeigen, dass eine Aussage falsch interpretiert wurde. Während der Pandemie waren für uns besonders Preprints ohne Peer-Review ein Problem. Dahinter können fachfremde Autorinnen stehen, die mit der Disziplin des Papers nichts zu tun haben. Manchmal sind Institutionen angegeben, die es gar nicht gibt.

Wie viele Personen arbeiten im ­Verification-Team?

Zusammen mit der DPA und der APA sind wir rund 30 Faktencheckerinnen. In der Schweiz arbeite ich im Moment noch alleine. Aber wir unterstützen uns sehr und arbeiten im Team.

Wie ist das bei Keystone-SDA finanziert?

Hauptsächlich durch die Tech-Unternehmen selbst. Darum sind wir daran, das Angebot breiter abzustützen. Für viele Unternehmen ist Glaubwürdigkeit ein zentrales Thema. Auch das Interesse an entsprechenden Ausbildungsangeboten ist gross.

«Auf dem Bildschirm des Mobiltelefons ist alles so klein, dass man Bild- und Videomanipulationen nur sehr schlecht erkennt.»

Was kann jeder selbst tun, um ­Desinformation besser zu erkennen?

Kritisch sein, logisch denken und weitere seriöse Quellen hinzuziehen. Übrigens: Die meisten Menschen konsumieren Inhalte von sozialen Medien auf ihrem Mobiltelefon. Dort ist alles so klein, dass man Fehler nur sehr schlecht erkennt, vor allem Bild- und Video-Manipulationen gehen vielfach unter.

Ihre Arbeit ist ein Tropfen auf den heissen Stein. Wie motivieren Sie sich?

(Lacht.) Der Job ist sehr interessant, weil man inhaltlich und technisch immer wieder Neues dazulernt. Ich finde es krass, wenn mit Falschbehauptungen politisiert wird. Meine Arbeit bringt viel, weil wir diese mit unseren Faktenchecks entlarven und dazu beitragen können, Information besser einzuordnen.