Die Gelberbse braucht keinen Stickstoffdünger und ist proteinreich. Sie eignet sich in Kombination mit Vitamin B12 darum gut als nachhaltiger Fleischersatz. | Foto: Florian Kalotay

Kuhmilch, Gluten oder schlicht Kohlenhydrate – viele Menschen verzichten ganz oder in Intervallen auf diese Nahrungsbestandteile, obwohl sie weder an Laktoseintoleranz noch an Zöliakie leiden und auch nicht übergewichtig sind. Die Vorstellungen davon, welches Essen – und vor allem welche Komponenten daraus – uns allen besonders gut oder besonders schlecht bekommt, folgen oft aktuellen Trends. Das über Jahrzehnte dämonisierte Ei wurde inzwischen rehabilitiert. Dafür gilt lange Zeit unbescholtene Nahrung wie Weizen plötzlich für viele als ungeniessbar. Auf der anderen Seite wird uns im Detailhandel angeblich aussergewöhnlich gesundes Essen mit extra vielen guten Nährstoffen als sogenanntes Super Food angeboten, illustre Zutaten sind etwa Chiasamen, Ingwer oder Blaubeeren. Das erfolgreiche Marketing vermittelt den Leuten das Gefühl, dass sie sich selbst etwas Gutes tun, wenn sie Super Food zu sich nehmen. Dahinter versteckt sich der uralte Wunsch der Menschen, besser und länger zu leben. Gesundes Essen wird zum Jungbrunnen in kleinen Portionen.

«Mit Smart Food sind die Anliegen der Weltläden aus den Neunzigerjahren in den Laboratorien der Hochschulen und den innovativen Köpfen der Start-ups angekommen.»

Dabei ist der Einfluss einzelner Lebensmittel auf die Gesundheit derart klein, dass er kaum ins Gewicht fällt, wie die Ernährungsphysiologin Hannelore Daniel in unserem Fokus zu besserem Essen sagt. Wir widmen uns in dieser Ausgabe deswegen nicht einfach gesunder Nahrung, sondern dem Smart Food. Auch dieser Begriff ist kluges Marketing. Doch geht es bei ihm um mehr als das individuelle Befinden, es geht sozusagen um das Wohlergehen der ganzen Menschheit und das Überleben des Planeten. Die Produktion von Smart Food muss nachhaltig und sozial verträglich sein. Mit ihm sind die Anliegen der Weltläden aus den Neunzigerjahren in den Laboratorien der Hochschulen und den innovativen Köpfen der Start-ups angekommen. Die einzelnen Smart-Food-Portionen mögen noch zu klein sein, um als Jungbrunnen für unseren Planeten zu wirken. Aber immerhin können wir es öfter auf unseren Menüplan setzen und so ein bisschen die Welt retten.