Wichtige wissenschaftliche Beiträge werden oft zwischen 35 und 45 verfasst, sagt Matthias Egger, Präsident des Nationalen Forschungsrats. | Bild: Manu Friederich

«Eine Person, die ihren Beitrag zur Wissenschaft nicht vor dem 30. Lebensjahr geleistet hat, wird dies niemals tun», hatte Einstein gesagt. Aber das trifft überhaupt nicht zu: Wichtige Beiträge sind in jedem Alter zu verzeichnen, typischerweise mit 35 bis 45 Jahren. Wie wissen wir es? Dank der Forschung über die Forschung. Sie hat zum Ziel zu verstehen, wie Wissenschaft durchgeführt, evaluiert und finanziert wird, wie ihre Resultate sich verbreiten und mit welchem kurzfristigen und langfristigen Nutzen. Sie gibt zum Beispiel mehr und mehr Belege dafür, dass Diversität zu intelligenteren und kreativeren Forschungsteams führt.

Aber viele Fragen bleiben offen: Wie viele Studien wurden nicht veröffentlicht? Wie verändert sich die Publikationspraxis durch den Anstieg von missbräuchlichen Zeitschriften und durch die Zirkulation von Vorpublikationen ohne Peer-Review? Was sind die wichtigsten Gründe für die fehlgeschlagene Replikation von Resultaten, und kann die Registrierung von Studienprotokollen dieses Problem vermindern?

Der Schweizerische Nationalfonds möchte vermehrt einen Beitrag zu einer evidenzbasierten Forschungsförderung leisten. Dafür hat er ein kleines, multidisziplinäres Forschungsteam aufgebaut. Dieses hat kürzlich fast 40 000 Expertenberichte analysiert, die der SNF für die Evaluation von Anträgen zwischen 2006 und 2016 eingeholt hat. Die Ergebnisse der Analyse sind wichtig: Experten, die von den Antragstellern vorgeschlagen wurden, gaben wesentlich positivere Bewertungen ab als Experten, die die Geschäftsstelle unabhängig angefragt hatte. Deswegen haben wir seit kurzem die Praxis geändert: Antragsteller können keine Gutachter mehr vorschlagen. Wir fanden auch heraus, dass die Evaluationen von weiblichen oder in der Schweiz tätigen Fachleuten negativer sind als diejenigen von männlichen oder ausländischen Fachpersonen. Weltweit wird viel Geld für Studien verschwendet, die überflüssig oder in ihrem Design fehlerhaft sind, niemals veröffentlicht oder schlecht berichtet werden. Wir brauchen mehr wissenschaftliche Erkenntnisse, um Effizienz, Effektivität, Fairness und Wirkung der Forschungsförderung zu maximieren.