Wenn Waren rund um den Globus reisen, sitzen viele Unternehmen mit im Boot. | Bild: Keystone/LAIF/Oliver Tjaden

Unternehmen mit Sitz in der Schweiz sollen verpflichtet werden, bei all ihren Geschäften international anerkannte Menschenrechte und Umweltstandards zu achten. Das zumindest will die Konzernverantwortungsinitiative, die vermutlich 2019 vors Volk kommt. Aber: Je komplexer ein Produkt ist, desto grösser ist die Zahl der Lieferanten. Aufgrund internationaler Wertschöpfungsketten arbeitet eine Firma nicht nur mit einer Vielzahl von Hauptlieferanten zusammen, sondern oft auch mit mehreren tausend Unterlieferanten. Was bei den direkten Lieferanten vertraglich klar geregelt ist, kann bei Unterlieferanten schwer überschaubar sein. «Selbst wenn Vereinbarungen unterzeichnet werden – Papier ist geduldig», gibt Jörg Grimm zu bedenken. Der Ökonom leitete an der Universität St. Gallen eine Studie, die zeigt, wie sich verhindern lässt, dass diese unübersichtlichen Lieferketten zum Geschäftsrisiko heranwachsen.

Mit Fallstudien zu Lieferketten von Firmen wie Maestrani Schweizer Schokoladen AG, Schweizer Getränke AG (heute: Teil der Bischofszell Nahrungsmittel AG) und Allfood AG identifizierten die Autoren Faktoren, die für die erfolgreiche Zusammenarbeit mit Unterlieferanten vonnöten sind. Dazu gehören eine langjährige Beziehung zwischen Lieferant und Unterlieferant, der Einbezug der Lieferanten bei der Umsetzung von sozialen und ökologischen Vorgaben sowie eine gewisse Marktmacht des Unternehmens. Grimm empfiehlt den Firmen dringend, ihre Unterlieferanten aktiv zu analysieren. Eine solche Prüfung kann dazu führen, dass man Kooperationen beendet oder Missstände gemeinsam zu beheben versucht. Grimm: «Die Firmen müssen selektiv vorgehen, um die kritischsten Pfade zu identifizieren.» Gelingt dies, so sinkt das Risiko, dass Nichtregierungsorganisationen Kampagnen gegen die Firma initiieren und damit deren Reputation beschädigen.