Martin Vetterli, 1957*, Professor für Informatik und Kommunikation, Präsident der EPFL | Illustration Andreas Kiener

Der Kommunikationsprofi im Amt

Kraft seiner prominenten Ämter tritt Martin Vetterli in den Schweizer Medien oft als Experte zur Hochschul- und Wissenschaftspolitik auf. Er ist seit Anfang 2017 Präsident der EPFL, zuvor war er von 2013 bis 2016 Präsident des Nationalen Forschungsrates des Schweizerischen Nationalfonds. Ausserdem übernimmt er in seinem Fachgebiet Digitalisierung sehr häufig die mediale Expertenrolle. In seiner «Blick»-Kolumne erklärt Professor Vetterli regelmässig ein Digitalisierungsthema wie Spracherkennung, GPS oder künstliche Intelligenz. Er fällt zudem als aktiver Kommunikator auf, der sich in den sozialen Medien äussert und dem Dialog stellt: Auf Twitter hat er 3500 Follower. Er und sein Team posten regelmässig zu einem relativ breiten  Themenspektrum aus Wissenschaft und Wissenschaftspolitik.

Kathrin Altwegg, 1951*, Prof. em. für Weltraumforschung und Planetologie, Universität Bern | Illustration Andreas Kiener

Die Klassische mit Doppelbonus

Die Weltraumforscherin Kathrin Altwegg ist medial besonders häufig innerhalb der Schweiz präsent. Und dies vorwiegend auf ihrem Forschungsgebiet: Viele Medienauftritte hatte sie durch die Beteiligung ihres Berner Teams an der Rosetta-Mission der Europäischen Weltraumorganisation ESA. Typisch für die Naturwissenschaften wird Altwegg von den Medien vor allem für Beiträge auf den Wissensseiten respektive in den Wissenschaftsressorts angefragt. Dort geht es vorwiegend um ihre eigene Forschung. Gleichzeitig überrascht die Astrophysikerin mit ihrem persönlichen Werdegang: Sie hat in den 1970er Jahren in Basel Physik studiert und war damals die einzige Frau im Hörsaal. Als Frau und Schweizerin wird sie neben Berichten über ihre Forschung häufig für Porträts angefragt: Sie hat sich als Pionierin in einer sehr internationalen Männerdomäne durchgesetzt. In ihrer Karriere hat sich Altwegg ausserdem stark für die akademische Frauenförderung engagiert.

Reiner Eichenberger, 1961*, Professor für Theorie der Finanz- und Wirtschaftspolitik, Universität Freiburg i. Ue. | Illustration Andreas Kiener

Der Streitlustige

Einwanderung, Rentenreform, Verkehr, Gesundheitswesen, Grundeinkommen: Wirtschaftsprofessor Reiner Eichenberger äussert sich in den Medien zu vielen verschiedenen Themen. Sein Mut, als Professor pointierte Meinungen und Thesen zu äussern, macht ihn medial zu einem gefragten Gesprächspartner, aber brachte ihm im Tagesanzeiger auch den Titel eines «Provokateurs» ein. Im «Blick» forderte er zum Beispiel eine «Strafsteuer» für Zuwanderer und in der Handelszeitung bezeichnet er die Gesundheitskosten-Diskussion als «absurd». Nicht zuletzt wegen seiner grossen Medienpräsenz gilt Eichenberger als einer der einflussreichsten Ökonomen der Schweiz. Er belegte 2017 zum zweiten Mal in Folge den zweiten Platz im Ökonomenranking der NZZ, wozu massgeblich seine Medienpräsenz beitrug. Zu Wort kommt Eichenberger vergleichsweise selten im Wirtschaftsteil, und ebenso selten im Ressort Wissenschaft. Das ist typisch für Sozialwissenschaftler, deren Beiträge zu Sachthemen häufig in den nationalen Nachrichten, im Feuilleton oder in den Meinungsgefässen erscheinen.

Dirk Helbing, 1965*, Professor für Computergestützte
Sozialwissenschaften, ETH Zürich | Illustration Andreas Kiener

Der mit den Hard Facts

Als Experte gefragt ist Dirk Helbing national und international. Er äussert sich zu einem sehr breiten Spektrum an Themen, die aber jeweils mit den Chancen und Risiken der digitalen Gesellschaft verbunden sind: Helbing warnt zum Beispiel vor den Folgen der Durchdringung unseres Alltags mit künstlicher Intelligenz oder den Auswirkungen der digitalen Revolution. Und er ermutigt zu einem aktiveren Schutz der Privatsphäre. Der Bezug zu seinem Forschungsgebiet ist bei seinen Auftritten immer vorhanden. Helbing hat in Physik promoviert, aber seine Forschung war immer interdisziplinär an der Schnittstelle zur Gesellschaft. Er untersucht zum Beispiel, wie Massenpaniken entstehen und wie sich soziale Prozesse am Computer simulieren lassen. Zu Wort kommt er in fast allen Gebieten der medialen Berichterstattung: Feuilleton, Wirtschaft, Politik oder auch im Lokalressort.

Miriam Meckel, 1967*, Professorin für Corporate Communication, Universität St. Gallen

Die öffentliche Intellektuelle

Miriam Meckel kennt beide Seiten der Medienberichterstattung aus dem Effeff: Als Chefredaktorin des Deutschen Wochenmagazins Wirtschaftswoche lässt sie einerseits Expertinnen und Experten zu Wort kommen. Andererseits äussert sich die Kommunikationswissenschaftlerin auch selbst als Expertin zum gesellschaftlichen Wandel im Zusammenhang mit der Digitalisierung wie über die Folgen der digitalen Kommunikation für die Politik oder jüngst zum Thema Selbstoptimierung. Teils steht dabei ihre eigene Wissenschaft im Fokus, teils aber auch nicht: Meckel schreibt daneben auch populäre Bücher, zum Beispiel über ihren Burnout oder zuletzt «Mein Kopf gehört mir: Eine Reise durch die schöne neue Welt des Brainhacking». Medial präsent ist Miriam Meckel schliesslich auch in der Rubrik People zusammen mit ihrer Lebenspartnerin und ARD-Talkerin Anne Will.

Die Expertenanalyse
Welche Professorinnen und Professoren werden in den Schweizer Medien wie häufig zitiert und wie lässt sich diese Medienaufmerksamkeit für wissenschaftliche Experten erklären? Diesen Fragen geht Kommunikationswissenschaftler Mike S. Schäfer in einem aktuellen Forschungsprojekt auf den Grund. Grundlage des Projektes ist eine Inhaltsanalyse von rund 80 Schweizer Print- und Onlinemedien, in denen erfasst wurde, wie häufig welche Professorinnen und Professoren dort zu Wort kommen. Für Horizonte hat Schäfer eine Einschätzung von fünf ausgewählten Experten vorgenommen, die zu den 15 meistgenannten Wissenschaftlern der Schweiz gehören. Die systematische Auswertung der Inhalte ist noch in Arbeit.