Bild: Pierre-Michel Delessert

Weshalb reisen die Teilnehmenden nach China und nicht ins Silicon Valley?

Man muss in ein Schwellenland gehen, um die nächsten 25 Jahre zu verstehen. Das ist die einzige Art, die Dynamik dieser Märkte zu begreifen. Mit China hat sich die Situation gegenüber früher umgekehrt: Man geht dorthin, um zu kopieren, nicht, um sich kopieren zu lassen. Die Teilnehmenden reisen nach Hongkong und nach Shenzhen, eine Megastadt mit 14 Millionen Menschen sowie dank Huawei und Foxconn auch eine Hardware-Metropole.

Welche Art von Projekten wird entwickelt?

Jedes Team besteht aus Studierenden der EPFL, der FH für Kunst (ECAL) und der Wirtschaftsfakultät der Universität Lausanne (HEC). Ein Jahr lang arbeiten sie an der Entwicklung eines App-fähigen Produkts, zum Beispiel an einem intelligenten Velohelm, einem selbstheizenden Behälter oder einer Sonde zur Messung des Grundwasserspiegels. In China perfektionieren sie dann ihre Prototypen.

Was lernen die Teilnehmenden?

Erstens, was in einem solchen Ökosystem machbar ist und was nicht. China bietet ein extrem dynamisches Umfeld und ermöglicht andere Geschäftsmodelle. Man gewinnt Zeit und Geld, verliert aber Qualität und setzt sich Risiken im Zusammenhang mit dem geistigen Eigentum aus. Dann auch, dass die Globalisierung vor Ort nichts mit dem zu tun hat, was wir uns in der Schweiz vorstellen. Oft haben die Teilnehmenden Produkte wie Kickstarter vor Augen, die im Westen und für ein westliches Publikum entwickelt wurden, in China entdecken sie dann vollkommen andere Nutzer. Das ist häufig eine Offenbarung.

Welche konkreten Kontakte haben sie mit der lokalen Bevölkerung?

Sie arbeiten mit Spezialisten in Fabriken und Ateliers zusammen. Sie sollen auch potenzielle Nutzer treffen. Ein Team, das eine Uhr zur Unterstützung autistischer Kinder entwickelte, kontaktierte beispielweise einen lokalen Verein. Sie besuchen auch Unternehmen wie Huawei und Innovationsparks.

Ist es das Ziel, Schweizer Start-ups in China zu lancieren?

Nein, wir sind kein Inkubator. Die Studierenden lernen die schnelle Prototypisierung kennen, das schnelle Entwickeln und Testen von Prototypen – und die Maxime «fail, but fail fast». Gewisse Projekte verändern sich im Projektverlauf zudem grundlegend. Durch die Begegnung mit anderen Werten und Studienprogrammen ist die Interdisziplinarität ein zentraler Punkt des Programms.