Bohrgrundstück eines Geothermie-Projektes, wie es sie auch in Basel und St. Gallen gab. | Bild: Wikimedia

Nachdem die Menschheit den Boden, die Meere und die Luft erobert hat, schielt sie in den Weltraum. Und ebenso in die Tiefen. Während früher Erdölreserven Begehrlichkeiten weckten, sind es heute das Grundwasser, die Möglichkeiten der Geothermie, grosse Bauvorhaben oder Verkehrswege. Durch die vielfache Nutzung des Untergrunds stellen sich neue Fragen: Wem gehört er eigentlich, und welche Prioritäten sind zu setzen?

Bisher hat die Schweiz diese Aspekte noch kaum geregelt. Immerhin ist einiges in Bewegung: Die laufende Revision des Raumplanungsgesetzes sieht vor, dessen Geltungsbereich auf das Erdreich auszudehnen, was zu begrüssen ist. Kantonale Grenzen müssen überwunden werden, um den Weg für Projekte von nationaler Bedeutung zu ebnen. Auch die Forschung spielt eine wichtige Rolle: Sie schliesst Lücken in unserem Wissen über den eidgenössischen Boden. Ein neues Tool von Swisstopo ermöglicht es, die geologischen Schichten und Störungszonen des Mittellands dreidimensional zu visualisieren, und dürfte sich als wertvolle Planungshilfe erweisen.

Letztlich liegt es an der Politik und der Gesellschaft, über die Nutzung des Erdreichs zu diskutieren. Wollen wir der Geothermie oder dem Verkehr den Vorzug geben? Dem Schutz des Grundwassers oder des Klimas? Von Anfang an muss die Frage nach einer nachhaltigen Nutzung gestellt werden. Das klingt vielleicht paradox, denn was gibt es Stabileres als das Gestein im Untergrund? Aber mittelfristig zu denken ist wichtig: Was in der Tiefe angelegt wird, bleibt für lange Zeit bestehen. Nachdem die Menschheit bereits praktisch die gesamte Umwelt übermässig beansprucht, bietet sich ihr nun die Chance, es im Untergrund besser zu machen.

Daniel Saraga, Chefredaktor